Die am Donnerstag gemeldeten Coronavirus-Neuinfektionen lagen bei 65.371. Dies ist ein neuer Rekord. Vor einer Woche waren es erstmalig über 50.000. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg damit auf 336,9.
Für den RKI-Chef Lothar Wieler sind die derzeitigen Inzidenzwerte ein Beweis dafür, dass das modellierte Szenario eingetroffen ist. Dies teilte er Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer in einer Videoschalte am Mittwochabend mit. Die Politik habe ihm nicht zugehört und zu schnell in zu vielen Bereichen geöffnet:
"Ich kann nach 21 Monaten es auch schlichtweg nicht ertragen, dass es nicht erkannt wird, was ich sage und auch viele andere Kollegen."
Die Wirksamkeit von Kontakteinschränkungen sei seit der 1. Welle im letzten Jahr bekannt und dennoch, seien die Kontaktraten heute zu hoch auch habe man die Aerosolübertragung in Innenräumen nicht beachtet.
Den Fehler sieht er in den Lockerungen:
"Wir haben zu schnell in zu vielen Bereichen geöffnet. Das entspricht nicht den Empfehlungen des RKI. (...) Das in Innenräumen mehr passiert, wissen wir seit langer Zeit. Aerosolübertragungen finden in Innenräumen hauptsächlich statt. (...) Sachen wie Clubs und Bars, die sind Hotspots. Aus meiner Sicht müssen die geschlossen bleiben."
Die Impfquote ist nach Ansicht des RKI-Chefs noch viel zu niedrig. Die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen ist weiterhin umstritten.
Dabei betonte Wieler auch die Notwendigkeit von Booster-Impfungen und sprach sich dafür aus Impfverweigerern keine Schlupflöcher zu bieten:
"Wir können den Nichtgeimpften nicht immer die Chance geben, dass sie durch eine Testung ganz genauso ihr Leben haben, wie die Geimpften. Das ist meine ganz klare Ansicht. Wir laufen momentan in eine ernste Notlage. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern."
Am Donnerstag will der Bundestag über die Corona-Maßnahmen abstimmen. Es sind Einschränkungen und Verbote von Veranstaltungen, Freizeit, Kultur und Sport geplant.
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