In rigidem Befehlston und mit vielen Ausrufezeichen forderte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) die Hauptstädter am Donnerstag via Twitter zur Impfung aller ab zwölf und zur Anwendung der dritten "Booster-Impfung" für alle bereits doppelt Geimpften auf. Neu ist ihre Empfehlung, privat nur noch Geimpfte zu treffen, sie schrieb:
"Inzidenz mit hoher Dynamik (+33 % 7T) ist auch Frühindikator für Intensivpatienten. 2G umfassend ist erforderlich. Ob es reicht, hängt davon ab: Alle (ab 12J !!) Nicht-Geimpfte: Impfung jetzt! Nach 6 Monaten: Booster-Impfung! Empfehlung privat: Kontakt nur mit Geimpfte [Rechtschreibung im Original]!"
Kritische Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Ein Nutzer schrieb unter den Tweet der Diplom-Wirtschaftsmathematikerin:
"Wow. Falls Sie es nicht merken: Das ist Nazi."
Ein anderer Nutzer wurde ebenfalls sehr deutlich:
"Genau. Ächtet ungeimpfte Freunde, lasst euch von ungeimpften Ehepartnern scheiden und setzt ungeimpfte Kinder im Wald aus. Ist es das, was Sie vorschlagen? Irre."
Die Forderung nach schnellen Auffrischungsimpfungen erhält Zuspruch von Kalaycis Senatskollegin Ramona Pop (Grüne), wie der RBB berichtet. Die geschäftsführende Wirtschaftssenatorin sprach sich – wie auch Bayerns Ministerpräsident Söder – am Freitag für Corona-Auffrischimpfungen schon nach fünf Monaten aus. Bisher sind sechs Monate die Regel. Pop sagte am Freitag:
"Aufgrund der drastisch steigenden Infektionszahlen brauchen wir mehr Tempo bei den Boosterimpfungen, um die Grundimmunisierung der Geimpften noch vor Weihnachten zu stärken."
Die studierte Politikwissenschaftlerin führte weiter aus:
"Ich schließe mich denen an, die eine Verkürzung des Abstandes zwischen den Impfungen befürworten, um bereits nach fünf Monaten zu boostern. Gleichzeitig dürfen wir nicht nachlassen bei unseren Bemühungen, Nichtgeimpfte von der Schutzwirkung der Impfung zu überzeugen."
Ab Montag gilt wie bereits in Sachsen die umstrittene "2G-Regel" in der Hauptstadt. Diese schließt nicht Geimpfte – also etwa ein Drittel der Bevölkerung Berlins – vom öffentlichen Leben aus. Nur noch "Geimpfte" und "Genesene" dürfen dann Restaurants, Museen oder Fitnessstudios betreten.
Das gilt auch für private Feiern ab 20 Personen. Dies bestätigte die Senatskanzlei dem RBB auf Nachfrage. Dazu gibt es für Innenräume eine Obergrenze von 50 Gästen. Wer das kontrollieren soll, ist aber unklar. Bereits am Donnerstag hatte die Polizeigewerkschaft GdP mitgeteilt, dass die Kontrollen kaum flächendeckend zu bewerkstelligen seien.
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