Machtkampf nimmt Fahrt auf: Wird Helge Braun der neue CDU-Chef?

Eine neue Wendung im Machtpoker um den CDU-Vorsitz: Dem geschäftsführenden Kanzleramtschef Helge Braun wird nachgesagt, Interesse an einer Bewerbung für den Parteivorsitz zu haben. Unterstützung aus seinem heimischen hessischen Landesverband scheint ihm sicher zu sein.

Innerhalb der hessischen CDU gibt es Überlegungen, den geschäftsführenden Kanzleramtschef Helge Braun bei einer möglichen Kandidatur für den Bundesvorsitz der Partei zu unterstützen, wie dpa meldet. Hinter einer Bewerbung Brauns soll der Vorsitzende der hessischen CDU Volker Bouffier stehen. Allerdings sei über eine Kandidatur von Braun noch nicht entschieden. Doch deute sich Unterstützung für Helge Braun aus "allen Teilen der CDU" an.

Von der hessischen CDU sei bislang keine Bestätigung für diese Überlegungen zu erhalten gewesen. Ein Sprecher der Landespartei sagte jedoch, dass am kommenden Freitag auf einer Sitzung des Landesvorstandes über den Bundesvorsitz beraten werde. Zu Personalfragen werde man aber keine Stellung nehmen.

Sollte sich Braun tatsächlich um den CDU-Vorsitz bewerben, würde die Liste der Kandidaten für den Nachfolger des scheidenden Armin Laschet um einen Bewerber erweitert, der nicht aus Nordrhein-Westfalen stammt. Laschet selbst und die beiden anderen bereits als Konkurrenten genannten Friedrich Merz und Norbert Röttgen dagegen kommen aus Nordrhein-Westfalen.

Suche nach Neuanfang

Nach der dramatischen Niederlage bei der Bundestagswahl im September 2021 sucht die CDU nach einem personellen Neuanfang. Seit vergangenem Wochenende können Bewerber für den Parteivorsitz nominiert werden. Offiziell sind allerdings noch keine Namen bekannt. Der Nachfolger von Armin Laschet soll am 21. Januar 2022 in Hannover auf einem Parteitag bestimmt werden. Bis dahin ist noch eine Befragung der rund 400.000 CDU-Mitglieder im Dezember vorgesehen.

Helge Braun hatte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am vergangenen Wochenende gesagt: "Ich hoffe für eine spannende Mitgliederbefragung auf ein Kandidatenfeld mit echten Alternativen." Dabei gehe es ihm auch um einen engen Zusammenhalt der beiden Unionsparteien:

"Wenn die Union nicht geschlossen ist, kann sie nicht erfolgreich sein. Und wenn CDU und CSU uneins sind, geht der Riss immer auch durch die CDU, weil es bei uns auch viele Freunde der CSU gibt."

Entsprechend signalisierte Braun die Bereitschaft zur Kooperation mit dem Chef der bayerischen Schwesterpartei: "Selbstverständlich ist ein Schulterschluss mit Markus Söder möglich."

Landesverband NRW als Personalreservoir der CDU?

Neben dem Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und dem Außenpolitiker Norbert Röttgen hat auch die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien Interesse gezeigt, als stellvertretende CDU-Chefin an der Erneuerung der Bundespartei mitzuwirken. Allerdings lehnt sie eine Kandidatur als Nachfolgerin Laschets ab. Sie wolle in Schleswig-Holstein für einen erneuten Wahlsieg von Daniel Günther im kommenden Frühjahr kämpfen. Darauf angesprochen, dass sie als Vize-Vorsitzende nicht für ein Team mit den aussichtsreichen Vorsitzenden-Kandidaten Merz oder Röttgen antrete, entgegnete Prien:

"Ich finde es kurios, dass es gerade nur noch darum zu gehen scheint, dass sich einzelne Kandidaten mit einer Schar weiblicher Mitstreiterinnen umgeben, die dann aber eher als Garnitur rüberkommen."

Neben Merz und Röttgen werden Gesundheitsminister Spahn, dem Wirtschaftspolitiker Carsten Linnemann sowie dem Vorsitzenden der Bundestagsfraktion Ralph Brinkhaus Ambitionen für den CDU-Vorsitz nachgesagt. Alle stammen aus Nordrhein-Westfalen. Eine Kandidatur des Hessen Helge Braun dürfte für das etablierte innerparteiliche Machtgefüge eine gewisse Herausforderung darstellen, zumal er Erfahrung in einer Spitzenposition als langjähriger Kanzleramtschef und Vertrauter Angela Merkels mitbringt.

Mehr zum Thema - Seehofer teilt aus: Hätten Bundestagswahl auch mit Markus Söder nicht gewonnen

(rt/dpa)