Merkel zur Flüchtlingskrise: "Ja, wir haben das geschafft"

Im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 kamen hunderttausende Migranten nach Deutschland. Vor allem ein Satz aus dieser Zeit blieb medial in Erinnerung: Kanzlerin Merkels "Wir schaffen das". Die scheidende Regierungschefin äußerte sich nun in einem Interview darüber.

Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach in einem Interview mit dem deutschen Auslandssender Deutsche Welle (DW) unter anderem über die "schwersten Herausforderungen" ihrer Amtszeit. Sie bezog unter anderem Stellung zu ihrem viel zitierten und für Viele prägenden Satz zur Flüchtlingskrise 2015 – "Wir schaffen das". 

In ihrer 16-jährigen Regierungszeit sei für sie persönlich "der Fluchtdruck aus Syrien und aus den umliegenden Ländern" sowie "dann die Corona-Pandemie" am herausforderndsten gewesen, erklärte die CDU-Politikerin. Die Ereignisse aus dem Jahr 2015 und "die Vielzahl der ankommenden Flüchtlinge" will Merkel jedoch "ungern" als eine Krise bezeichnen, wie sie betonte. Denn "Menschen sind Menschen".

In beiden Fällen "hat man gesehen, wie es die Menschen direkt betrifft, wenn man es mit menschlichen Schicksalen zu tun hat." Aus ihrer Sicht habe Deutschland die Aufnahme von hunderttausenden Flüchtlingen ab dem Jahr 2015 bewältigt.

Auch nach sechs Jahren wird immer noch über den Satz von Merkel debattiert. Wie wenige andere wird die Aussage "Wir schaffen das" wohl mit ihrer Kanzlerschaft verbunden bleiben. Auf die Frage des Journalisten, ob "wir" denn dies auch geschafft hätten, antwortet die heute 67-Jährige: 

"Ja, wir haben das geschafft."

Merkel fügte jedoch gleich hinzu: "Aber wir waren wirklich viele, viele Menschen in Deutschland, die mit angepackt haben, viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, viele Ehrenamtliche, viele, die heute noch Patenschaften haben." Nicht alles sei aber "ideal" gelaufen, betonte jedoch die CDU-Politikerin.

"Und es gibt auch schlimme Vorfälle, wenn ich an die Kölner Silvesternacht denke."

Sie bezog sich dabei etwa auf die Vorkommnisse in der Silvesternacht 2015/2016, die weltweit Schlagzeilen gemacht hatten. Damals waren auf der Kölner Domplatte hunderte Frauen bestohlen, sexuell bedrängt und teils vergewaltigt worden. Der damalige Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers sprach von "Straftaten in einer völlig neuen Dimension". Mehr als 660 Frauen meldeten sexuelle Straftaten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Köln stammte ein Großteil der Beschuldigten aus Algerien und Marokko.

Merkel führte im Gespräch aber an, dass "wir" auch "wunderbare Beispiele von gelungenen menschlichen Entwicklungen" hätten. Doch, sie fügte noch hinzu: "Aber geschafft haben wir natürlich noch nicht, dass die Ursachen der Flucht bekämpft wurden. Wir haben es nicht geschafft, dass Europa ein einheitliches Asyl- und Migrationssystem hat." Hier gebe es noch viel zu tun. Demnach gäbe es "noch keine selbstwirkende Balance zwischen den Herkunftsländern und den Ankunftsländern". Sie betonte:

"Und wir müssen noch sehr viel mehr machen an Entwicklungshilfe, an legaler Migration."

Schlepper und Schleuser hätten "immer noch die Oberhand". Trotz ein paar selbstkritischer Töne in einem ihrer – wie sie auch selbst betonte – letzten Interviews als Bundeskanzlerin erklärte Merkel, dass sie "ihre Arbeit immer gern" gemacht habe und dies auch noch jetzt tue.

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