Seehofer teilt aus: Hätten Bundestagswahl auch mit Markus Söder nicht gewonnen

Die Bundestagswahlen sind bereits Schnee von gestern. Die Aufarbeitung hat in den Reihen der Union jedoch gerade erst begonnen. Jetzt ätzte der ehemalige CSU-Vorsitzende Horst Seehofer gegen seinen Nachfolger und "Intimfeind" Markus Söder. Diesem wird nachgesagt, der "Kandidat der Herzen" gewesen zu sein.

Das Freundschaften in der Politik ein rares Gut sind, ist eine Binsenweisheit. Verbundenheit hingegen, ist ein weiter Begriff. Nicht selten war etwa davon die Rede, dass der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und Bundesinnenminister Horst Seehofer sich in "tiefer Abneigung verbunden" seien – nur um sich gleichzeitig als "beste Freunde" zu inszenieren. In der Politik, zumal unter "Parteifreunden" ist diese spezielle Art der Intimität alles andere als unüblich.

Nun liegt die Bundestagswahl bereits einige Wochen zurück. Die Unionsparteien haben jedoch gerade erst damit begonnen ihre Wunden zu lecken. Noch immer hallt die schmerzliche Niederlage von Kanzlerkandidat Armit Laschet nach. Nicht wenige sind nach wie vor davon überzeugt, dass man mit einem Kanzlerkandidaten Söder den Sieg davongetragen hätte. Schließlich war es der bayerische Ministerpräsident selbst, der derlei Mutmaßungen im Wahlkampf zumindest kaum offensiv entgegentrat. Und bis heute hält sich der Nimbus Söders als vermeintlicher "Kandidat der Herzen".

Entsprechend hatte er nach der verlorenen Wahl erklärt:

"Am Ende wollten die Deutschen einen anderen Kanzlerkandidaten als den, den CDU und CSU aufgestellt haben."

Partei-Intimus Seehofer mag das nicht länger gelten lassen. Bei dem Fernsehsender Bild erklärte er am Mittwoch, dass die Union seiner Einschätzung nach auch mit seinem Parteifreund Markus Söder als Kanzlerkandidat die Bundestagswahl verloren hätte. Über seinen Nachfolger auf dem CSU-Vorsitz sagte Seehofer:

"Ich halte die These, wenn Markus Söder Kanzlerkandidat gewesen wäre, dann wäre alles besser gelaufen, für nicht nachvollziehbar."

Die Hauptursache für die Wahlniederlage, da ist sich der ehemalige CSU-Vorsitzende sicher, sei eine Vernachlässigung der Sozialpolitik bei der Union gewesen. "Wenn wir 1,4 Millionen Wähler an die SPD verlieren – wie ich glaube, aus sozialpolitischen Gründen: Rente, Miete, Familie –, dann haben wir dieses Feld unzureichend bearbeitet."

Söder wäre als Kanzlerkandidat ganz bestimmt ebenso "entblättert und durchleuchtet" worden wie Armin Laschet oder auch die Kanzlerkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen Annalena Baerbock, meinte Seehofer, der als Bundesinnenminister noch geschäftsführend im Amt ist. Und: "Wir haben gemeinsam einen verkorksten Wahlkampf geführt. Das kann man nicht bestreiten."

Auch CSU-Chef Söder begab sich am Mittwoch vor die Mikrofone, um zum Stand der Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP in Berlin Stellung zu nehmen. In München erklärte er: "Ich gehe fest davon aus, dass wir jetzt eine Ampel bekommen." Die Niederlage der Union bei der Bundestagswahl sei keineswegs unerwartet gewesen. Vielmehr habe das "sich abgezeichnet", teilte Söder mit.

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