In der "Impfdebatte" um Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich vom FC Bayern München meldete sich nun auch der Linken-Politiker Oskar Lafontaine zu Wort. Lafontaine ist dafür bekannt, die Coronapolitik der Bundesregierung regelmäßig zu kritisieren. Kimmich hatte am Samstag erklärt, dass er sich bisher noch nicht gegen Corona habe impfen lassen. Er begründete dies damit, dass er für sich persönlich "noch ein paar Bedenken habe, was fehlende Langzeitstudien angeht". Damit sorgte der Bayern-Profi prompt für einige kontroverse Diskussionen um die möglichen Langzeit-Nebenwirkungen der Coronaimpfungen. In einem Facebook-Post äußerte sich nun auch Lafontaine und erklärte, dass Kimmich in der Thematik recht habe und das "Expertentum" in Deutschland fragwürdig sei:
"Dass das polemische Wort 'COVIDioten' auf eine Reihe von Leuten zurückfällt, die in Deutschland als Experten gehandelt werden und glauben, andere belehren zu können, kann man schon seit Längerem beobachten. Die Reaktionen auf die Erklärung des Bayern-Stars Joshua Kimmich, dass er nicht geimpft ist, und, weil er die Langzeitfolgen der Impfstoffe nicht kennt, auf einen klassischen Impfstoff (Totimpfstoff) wartet, zeigen einmal mehr, in welchem Zustand sich das deutsche Expertentum befindet."
Lafontaine schrieb weiter, dass er an dieser Stelle "ausnahmsweise nicht die COVID-Heulboje Lauterbach", sondern den Chef des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, zitieren wolle. Dieser hatte angesichts der Bedenken Kimmichs zu möglichen Langzeit-Nebenwirkungen der Coronaimpfstoffe erklärt:
"Generell ist es bei Impfstoffen so, dass die meisten Nebenwirkungen innerhalb weniger Stunden oder Tage auftreten, in seltenen Fällen auch mal nach Wochen. Langzeit-Nebenwirkungen, die erst nach Jahren auftreten, sind bei Impfstoffen generell nicht bekannt."
Für diese Aussage sollte der Chef des Paul-Ehrlich-Instituts "weggelobt werden", so Lafontaine. Cichutek verdiene "eine Beschäftigung, bei der er weniger Schaden anrichten kann." Doch nicht nur Cichutek, auch der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hatte sich in der Debatte um Kimmichs Bedenken zu Wort gemeldet. Er äußerte, Kimmich sei zwar ein "ausgewiesener Fachmann für Fragen des Fußballs", aber ein "Fachmann in Fragen der Impfung und der Impfstoffe" sei er nicht. Mertens erklärte, dass es entsprechende Studien gebe, wenn ein Impfstoff zur Verwendung an Menschen freigegeben wird. In diesen werde untersucht, ob es zu scherwiegenden Nebenwirkungen komme.
Gegenüber der dpa sagte Mertens weiter, es sei klar, dass es bei einer Anwendung des Impfstoffs über knapp ein Jahr keine Zehnjahres-Beobachtungsstudie geben könne. In der Wissenschaft sei man sich aber einig, dass spät auftretende Nebenwirkungen nach einer Impfung "nicht vorkommen, beziehungsweise eine extrem seltene Rarität bei einzelnen Impfstoffen darstellen." Lafontaine greift in seinem Post auch die Einwände Mertens' auf und erklärte, dass es angesichts dieser Äußerung nicht verwundere, warum die STIKO bei der Kinderimpfung umgefallen sei. Als Beleg führte Lafontaine einen von den NachDenkSeiten veröffentlichten Beitrag des Journalisten Norbert Härings an, der unter anderem am Beispiel des Dengue-Fiebers zeige, "was von der Einschätzung solcher Experten zu halten ist."
Doch man müsse nicht einmal solche Fälle kennen. Es genüge, aus den Verträgen, die mit den Impfstoffherstellern BioNTech/Pfizer geschlossen wurden, zu zitieren:
"Der Käufer erkennt an, dass die langfristigen Wirkungen und die Wirksamkeit des Impfstoffs derzeit nicht bekannt sind und dass der Impfstoff unerwünschte Wirkungen haben kann, die derzeit nicht bekannt sind."
Hätten Cichutek und Mertens recht, dann wäre der Pharmakonzern wohl kaum auf die Idee gekommen, sich derart abzusichern, so die Argumentation Lafontaines. In Bezug auf Kimmich erklärte er, dass dieser nicht nur ein hervorragender Fußballer sei, sondern auch klarer denken könne als einige der sogenannten Experten. Zudem werfe die Tatsache, dass Kimmich wie viele andere auf einen klassischen Totimpfstoff warten, die Frage auf, warum die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) immer noch keinen klassischen Impfstoff zugelassen hat, obwohl die beiden chinesischen Totimpfstoffe von Sinovac und Sinopharm weltweit millionenfach verimpft werden. Abschließend erklärte Lafontaine mit ironischem Unterton:
"Wir wissen doch alle *zwinkersmily* Die Pharmaindustrie hat nicht den geringsten Einfluss auf die Zulassung von Medikamenten und die Volksweisheit 'Geld regiert die Welt' ist längst widerlegt – würde ich das Gegenteil behaupten, wäre ich ja ein 'Verschwörungstheoretiker' *zwinkersmily*."
Information:
Sicherheit und Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe sind umstrittene Themen. Zahlreiche Experten in Wissenschaft, Politik und Medien schätzen diese als sicher und effektiv ein, da sie das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung weitgehend verhindern und die Vorteile einer Corona-Impfung die Risiken und Nebenwirkungen überwiegen. Langzeitnebenwirkungen der Impfungen sind generell nicht bekannt. Auch Risiken wie der ADE-Effekt (antibody-dependent enhancement, auf Deutsch: infektionsverstärkende Antikörper) wurden bisher bei weltweit Milliarden verabreichter Impfstoff-Dosen nicht beobachtet. Auch, dass Gensequenzen von beispielsweise mRNA-Vakzinen in die menschliche DNA eingebaut werden, gilt in Fachkreisen als ausgeschlossen. Stellungnahmen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der bundesdeutschen Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) lassen sich hier und hier nachlesen.
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