Chaos-Hauptstadt Berlin: In der Debatte um die brachliegenden Verwaltungsstrukturen hat sich nun auch der frühere Bürgermeister Klaus Wowereit von der SPD zu Wort gemeldet. In der rbb-Fernsehsendung "Wieprecht" sagte er am Dienstag:
"Es gibt in Berlin so etwas wie eine kollektive Verantwortungslosigkeit."
In den letzten Wochen ist die Hauptstadt wegen massiver Probleme bei der Durchführung der Bundestagswahl und den drastischen Bauverzögerungen am Flughafen BER in die Schlagzeilen geraten. Auch wer einen Termin beim Berliner Bürgeramt bekommen will, braucht bereits bei der Anmeldung viel Zeit und Glück. Die Verwaltung der Hauptstadt ist für Wowereit "heute schlechter aufgestellt als jede Kreissparkasse."
Nicht jedoch das Personal sei dafür verantwortlich, sondern die Strukturen, in denen die Menschen arbeiten. Die zwölf Bezirke der Stadt hätten einfach zu viel Macht, vor allem mit Blick auf den Senat. Ein gutes Zeugnis für seine Nachfolger sieht allerdings wohl anders aus.
Unterm Strich forderte der einstige Bürgermeister drastische Konsequenzen. "Da muss wirklich eine Revolution passieren", sagte Wowereit. Das führt er weiter aus:
"Immer wieder neues Geld reinzugeben, mehr Personal anzuschaffen, aber die Strukturen nicht zu verändern, das ist rausgeschmissenes Geld."
Viel mehr sollte ein "Kreativteam" initiiert werden, um nach dem Vorbild von "Smart City" Ideen zu generieren und "zwischen Bürgerinitiativen und anderen Organisationen" einen Dialog herzustellen. Das gebe es bisher "mit den bestehenden Strukturen eben nicht", so der Politiker, der von 2001 bis 2014 Regierender Bürgermeister von Berlin war.
Ab 2003 saß Wowereit selbst im Aufsichtsrat des Flughafens BER – seit 2006 war er sogar dessen Vorsitzender. Nach einer erneuten Verzögerung der Eröffnung des Flughafens trat er am 7. Januar 2013 vom Vorsitz zurück.
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