Gerd Ruge war von 1956 bis 1959 der erste Korrespondent der ARD in Moskau. Von 1964 bis 1969 war er Korrespondent in den Vereinigten Staaten und berichtete in dieser Zeit unter anderem von der Ermordung Martin Luther Kings Jr. sowie Robert F. Kennedys. Von 1973 bis 1976 schrieb er für die Welt aus Peking.
Seine Karriere als Auslandskorrespondent verdankte er einem Zufall. Als 22-Jähriger erhielt er als einziger deutscher Journalist ein Visum für Jugoslawien. Er selbst beschrieb dieses für seine Karriere zentrale Ereignis in einem Interview folgendermaßen:
"Ich hatte in London jemanden kennengelernt, der während des Krieges Churchills Verbindungsmann zu Tito war und der war sehr überrascht, einen Deutschen zu treffen, der sich für dieses Land so stark interessierte. Und so habe ich damals über ihn ein Visum für Jugoslawien bekommen und konnte losreisen."
Ruge war im Jahr 1961 Mitbegründer der deutschen Sektion von Amnesty International, hob die Sendung Weltspiegel aus der Taufe und moderierte die Sendung Monitor. Nach Beendigung seiner Tätigkeit als Auslandsreporter schrieb er mehrere Reisebücher.
Er wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Goldenen Kamera, dem Bayerischen Fernsehpreis und dem Bundesverdienstkreuz. Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow nannte ihn eine "Reporterpersönlichkeit der ersten Stunde." "Unvergessen bleiben seine zahlreichen Auslandsreportagen und Reiseberichte. Das Publikum hat ihn dafür geliebt", sagte er.
Anlässlich seines 90. Geburtstages im Jahr 2018 äußerte Gerd Ruge angesichts der aktuellen Situation des Journalismus in Deutschland leise Kritik:
"In dieser Periode weltpolitischer Krisen, die von Umbrüchen und Unsicherheit geprägt ist, erscheint mir die Rolle einer unabhängigen journalistischen Berichterstattung als besonders wichtig. [...] Neben der schnellen Nachricht muss auch heute vernünftiger Hintergrundjournalismus gewährleistet sein."
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