Corona-Krise: Mütter und finanziell benachteiligte Eltern psychisch besonders betroffen

Sozial benachteiligte Eltern litten unter den Corona-Maßnahmen seelisch stärker als solche mit höherem Bildungsabschluss und höheren Einkommen. Das zeigt eine aktuelle Studie zur Situation der Eltern in der Corona-Krise. Danach ist der psychische Stress im Vergleich zur Zeit davor insgesamt gestiegen.

Das psychische Wohlbefinden von Eltern in Deutschland hat laut einer aktuellen Studie während der COVID-19-Pandemie messbar gelitten. Danach gaben Väter und Mütter an, sich insgesamt gestresster und psychisch belasteter zu fühlen als vor der Pandemie. Diese war am 11. März 2020 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen worden, um die Ausbreitung des Virus Sars-Cov-2 und der von diesem laut WHO ausgelösten Krankheit COVID-19 zu stoppen.

Die Studie zeigt, dass Eltern unterschiedlich stark von den Folgen der Pandemie betroffen waren. Es zeigten sich demnach Unterschiede je nach Geschlecht, finanzieller Situation, und je nach Alter sowie Anzahl der Kinder.

"Besonders litten im untersuchten Zeitraum Mütter und sozial benachteiligte Personen unter den Folgen der Corona-Maßnahmen wie geschlossenen Kitas und Schulen."

Das meldete das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) am Freitag in einer Pressemitteilung dazu. Demnach zeigt die auf einer Umfrage basierende Studie erstmals für die verschiedenen Wellen der Pandemie, welche Faktoren den Ausschlag gaben für mehr Stress und gestiegene psychische Belastungen.

Autoren der Studie sind die WZB-Forscherinnen Jianghong Li, Mareike Bünning und Lena Hipp, in Zusammenarbeit mit dem Psychologen Dr. Till Kaiser von der Ruhr-Universität Bochum. In ihrer Analyse unterschieden sie zwischen Erziehungsstress und allgemeiner psychischer Belastung.

Laut WZB wurden die an der Umfrage Teilnehmenden gebeten, Angaben über ihr Stressniveau und ihre psychische Belastung zu machen. Dazu wurden ihnen Fragen gestellt wie „Fühlen Sie sich überfordert oder erschöpft?“ oder „Sind Sie oft besorgt oder deprimiert?“

Sozialer Status mit Einfluss

Laut den Ergebnissen erlebten während der ersten und dritten Welle der COVID-19-Pandemie insbesondere Mütter, Eltern mit kleinen Kindern (jünger als 11 Jahre) und Eltern mit zwei oder mehr Kindern mehr Erziehungsstress. Den hätten ebenso Eltern angegeben, die von zu Hause aus arbeiteten, oder Eltern, die in finanzieller Unsicherheit lebten. Von einer stärkeren allgemeinen psychischen Belastung haben laut WZB insbesondere Frauen, Befragte mit niedrigerem Einkommen, Alleinerziehende und Eltern mit jüngeren Kindern berichtet.

Die Sozialforscher fanden außerdem heraus, dass sich Eltern mit Hochschulabschluss während der dritten Welle der Pandemie im Frühjahr 2021 weniger gestresst fühlten als Eltern mit geringerer Bildung. "Eine Erklärung dafür könnte sein, dass eine bessere Bildung Menschen eher befähigt, anhaltende Einschränkungen und Stress zu bewältigen", so Studienleiterin und WZB-Forscherin Jianghong Li laut der Pressemitteilung.

Die Studie stützte sich auf Daten der WZB-Onlineumfrage Corona-Alltag. Die Ergebnisse der Umfrage sind laut WZB statistisch allerdings nicht für die deutsche Gesamtbevölkerung repräsentativ. Frauen, Personen mit Hochschulabschluss und in Berlin lebende Menschen seien darin nämlich überrepräsentiert. Das heißt, ihr Anteil in der Gruppe der Befragten ist deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung.

Die Analyse ist in der Zeitschrift "Journal of Family Research" erschienen. Für sie wurden von März 2020 bis April 2021 knapp 1.800 Personen mehrfach befragt. Die Studie erscheint demnächst auch in dem Sonderheft "Family lives during the COVID-19 pandemic in European societies" des "Journal of Family Research".

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