Das Westin Hotel in Leipzig zieht derzeit ungewollte Aufmerksamkeit auf sich. Der Musiker Gil Ofarim musste am Montagabend lange warten, ehe er einchecken durfte. Immer wieder sollen andere Personen vorgezogen worden sein. Auf sein Nachfragen hätten Hotelmitarbeiter Ofarim aufgefordert, seine Davidstern-Kette einzupacken:
"Packen Sie Ihren Stern ein, dann dürfen Sie ins Hotel einchecken."
Seit dem Mittelalter ziert der Davidstern Synagogen. Die Nationalsozialisten nutzten ihn, um damit Juden öffentlich zu stigmatisieren. Ofarim ist der Sohn eines israelischen Musikers. Er ist Sänger, Schauspieler und schreibt Songtexte. Bekannt ist er auch als Sänger der Bands Zoo Army und Acht.
Auf Instagram machte er seiner Wut Luft und veröffentlichte ein Video:
Das Video endet mit den Worten:
"Wirklich? Deutschland 2021."
Auch FDP-Bundesgeschäftsführer Marco Buschmann sah sich dazu veranlasst, öffentlich Stellungnahme zu beziehen:
Paul Ziemiak forderte im Namen der CDU: "Steht auf gegen Judenhass":
Nun wurden Ermittlungen durch die Polizei eingeleitet und zwei Hotelmitarbeiter des Hotels vorerst beurlaubt.
Das Hotelpersonal schildert gegenüber Bild die Situation etwas anders. Der Angestellte Herr W. habe drei Gäste vorgelassen. Ofarim wurde wütend, es sei zu "einem Wortgefecht" gekommen. Daraufhin wurde er gebeten, das Hotel zu verlassen.
Dies bestreitet jedoch Managerin Yvonne Probst: "Gil sagt, es war nicht so. Dass es mit seinem Davidstern zu tun hatte, hat er sich nicht ausgedacht. Er sagt, das sei immer das Problem bei Antisemitismus, dass es dann heißt, Aussage gegen Aussage. Er hat definitiv nicht gepöbelt."
In einem Statement der Hotelleitung auf Instagram heißt es: "Wir sind besorgt über diesen Bericht und nehmen die Angelegenheit sehr ernst." Nach Bekanntwerden des Vorfalls soll es im Internet in nur einer Stunde rund 800 negative Bewertungen und Stornierungsdrohungen für das Hotel gegeben haben, unter dem Hashtag #WestinLeipzig empörten sich Tausende Nutzer.
Im Netz gab es aber auch solche Stimmen:
"Ich finde es spricht Bände, wie man den widerlichen antisemitischen Vorfall von Gil Ofarim in Leipzig ZURECHT verurteilt, aber die allermeisten, die jetzt angeblich empört sind, zum Vorfall in Hamburg, als ein Jude von einem Syrer ins Krankenhaus geboxt wurde, geschwiegen haben."
"Finde die Solidarität mit Gil Ofarim nach dem antisemitischen Vorfall beeindruckend & angemessen! Gleichzeitig bedrückt mich, dass sich einen Tag zuvor, der homefeindliche Mord in Dresden jährte - und so gut wie niemand was dazu geschrieben hat. Traurig, wie egal wir sind."
Die Jüdische Allgemeine erinnert im Zusammenhang mit der neu entflammten Antisemitismus-Debatte an den Anschlag auf eine Synagoge in Halle, verübt von einem "deutschen Rechtsterroristen", und das vereitelte Attentat eines erst 16-jährigen Syrers auf eine Synagoge in Hagen.
Diese seien Beispiele dafür, dass auch heute wieder "für Jüdinnen und Juden, aber auch für Menschen, die als jüdisch wahrgenommen werden, in Deutschland die Gefahr besteht, Opfer von gewaltbereitem Antisemitismus zu werden". Für die Behauptung aber, dass die größte Bedrohung in Deutschland von islamistischer Seite ausgeht, gäbe es keine Belege. Der größte Teil stamme aus dem "rechtsextremistischen Milieu".
Vor dem Hotel versuchten Mitarbeiter, ein Zeichen gegen Juden- und Islamhass zu setzen:
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