Alexander Kamkin ist einer der führenden Deutschland-Experten in Russland; er hat Deutsch und Englisch studiert, einen Abschluss in Internationalem Handel gemacht, in vergleichender Kulturwissenschaft promoviert und forscht heute im Zentrum für Deutschlandstudien der Russischen Akademie der Wissenschaften. RT DE fragte ihn nach seinen Eindrücken der letzten Runde des Kanzler-Triells.
Der Sieger sei eindeutig Olaf Scholz, meinte er.
"Von Anfang an agierte Laschet als eine Art Simulacrum von Angela Merkel. Er kopiert sogar die Mimik der Bundeskanzlerin."
Er ziehe die Umfragewerte seiner Partei nicht nach oben, sondern nach unten.
Diese Schwäche sei allerdings ein Ergebnis der innerparteilichen Politik Merkels. "Alle unabhängigen Personen in der CDU hat sie beiseite geschoben, deshalb sieht man in der CDU Persönlichkeiten wie Frau von der Leyen oder Frau Kramp-Karrenbauer, die keine Unabhängigkeit und kein Charisma haben."
Auch Annalena Baerbock erwecke nicht den Eindruck von Handlungsfähigkeit, sondern plausche eher; auch wenn sie als Kanzlerin Nord Stream 2 bestimmt eigenhändig abstellen würde.
"Im Vergleich zu Herrn Laschet und im Vergleich zur Talkshow-Löwin Frau Baerbock kann er nicht nur reden, er kann auch etwas tun."
Die Außenpolitik werde bei der Wahlentscheidung keine große Rolle spielen.
"Die Deutschen wählen mit dem Geldbeutel und nicht nach der Außenpolitik."
Und im Moment sei die Stimmung für Scholz: "Die Leute wollen so einen starken Politiker."
Scholz sei "kein Willy Brandt und nicht einmal Gerhard Schröder". Aber dennoch zeigt er leisen Optimismus:
"Wenn Herr Scholz zum Bundeskanzler wird, können wir schon hoffen, dass die deutsche Außenpolitik wenigstens im Osten etwas realistischer wird."
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