Der Nächste, bitte: "Anonymous" kapert Online-Kanäle von Attila Hildmann

Nachdem bereits Mitte Juni Hacker, die sich als Mitglieder des Kollektivs "Anonymous" ausgegeben hatten, zeitweise den Internetauftritt von KenFM lahmgelegt hatten, ereilte das gleiche Schicksal am Montag den ehemaligen Starkoch und Coronamaßnahmen-Kritiker Attila Hildmann.

Mehrere Online-Kanäle des rechten Kochbuch-Autors Attila Hildmann sind von Hackern übernommen worden. Auf seiner Webseite erschien am Montag ein Banner des Hackerkollektivs "Anonymous". In Hildmanns Telegram-Kanal findet sich ebenfalls eine Nachricht der sich selbst als Aktivistengruppe bezeichnenden IT-Nerds. Das Hackerkollektiv hat in einem Blogbeitrag die Übernahme der Kanäle für sich reklamiert und gibt an, im Besitz zahlreicher E-Mails und anderer Daten Hildmanns zu sein.

Einem Bekennerschreiben zufolge soll ein ehemaliger Vertrauter Hildmanns die Zugriffsdaten zur Verfügung gestellt haben. Der Deutschtürke bestätigte die Übernahme seiner Kanäle in einer Sprachnachricht auf einem weiteren Telegram-Kanal, der ihm zugeordnet werden kann. Hildmanns Bekannter, der in dessen Umfeld als IT-Administrator gearbeitet haben soll, schaffte es offenbar, den Eindruck zu erwecken, die Daten seien bei ihm sicher vor dem Zugriff der deutschen Strafverfolgungsbehörden. Deswegen habe Hildmann ihm Logins und Internet-Domains freiwillig übergeben.

"Anonymous" behauptet, die Daten böten einen tiefen Einblick in die Weltanschauung Hildmanns. In den kommenden Tagen würden Details veröffentlicht, damit die Presse und Strafverfolgungsbehörden sie auswerten könnten. So soll aus den erbeuteten E-Mails hervorgehen, welche Unternehmen sich nach der Radikalisierung Hildmanns von ihm distanziert und eine Zusammenarbeit mit dem einst erfolgreichen TV-Koch eingestellt und welche Firmen die Kooperation fortgesetzt haben.

In dem Bekenner-Beitrag schreibt "Anonymous" auf der Internetseite anonleaks.net zudem, das Kollektiv sei im Besitz von Bildern, die den Vorwurf untermauerten, dass der Haftbefehl gegen Hildmann aus der Berliner Justiz durchgestochen worden sei. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte im Mai 2021 mitgeteilt, dass gegen Unbekannt wegen Verletzung von Dienstgeheimnissen ermittelt werde. Es werde vermutet, dass Informationen über einen Haftbefehl gegen Hildmann aus den eigenen Reihen unzulässig weitergereicht wurden.

Gegen Hildmann wird auch wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt. Im Juli teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit, dass ein Ende der Ermittlungen nicht abzusehen sei.

Ein Haftbefehl gegen Hildmann kann nicht vollstreckt werden – er soll zuletzt in der Türkei gewesen sein. Der 40-Jährige hat laut Staatsanwaltschaft neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft.

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(rt/dpa)