Die Züge rollen wieder – GDL beendet dritte Streikrunde

Nach dem Streik der Lokführergewerkschaft GDL kehrt der Zugverkehr in Deutschland am frühen Dienstagmorgen wieder zur Normalität zurück. Damit ist die dritte und bislang längste Streikrunde im laufenden Tarifstreit beendet. Sowohl Güter- als auch Personenverkehr waren betroffen.

Seit dem frühen Dienstagmorgen ist die Deutsche Bahn (DB) zum regulären Fahrplan zurückgekehrt. Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist vorerst beendet. Das Ende des Arbeitskampfes bestätigte die GDL.

Ein Bahnsprecher sagte, die Bahn gehe davon aus, dass die Züge im Laufe des Dienstags wieder überwiegend nach dem normalen Fahrplan fahren würden. Ein Fazit wollen beide Seiten im Laufe des Tages ziehen. Klar ist schon jetzt: Die dritte und bislang längste Streikrunde im laufenden Tarifstreit bei der Bahn hat zu weitreichenden Einschränkungen im Güter- und Personenverkehr geführt und Zugreisende sowie Industriekunden stark getroffen. Der Personenverkehr in Deutschland war seit Donnerstagfrüh stark eingeschränkt, der Güterverkehr seit Mittwochnachmittag.

Allerdings hat die Gewerkschaft schon gezeigt, dass es noch länger geht: 127 Stunden im Personenverkehr und 138 Streikstunden im Güterverkehr dauerte die bislang längste Arbeitskampfrunde der GDL in einem Tarifkonflikt. Das war im Mai 2015. Erst zwei Monate später kam in einer Schlichtung ein Tarifvertrag zustande. Der nun beendete Streik dauerte hingegen 110 Stunden im Personen- und 118 Stunden im Güterverkehr. Er ist damit der zweitlängste in der Geschichte der Deutschen Bahn AG.

Laut einem Bericht vom RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), das nach eigenen Angaben Einsicht in interne DB-Zahlen hatte, hätten sich insgesamt rund 7.200 Lokführer und etwa 2.300 Zugbegleiter, Kundenbetreuer und Speisewagen-Personal an dem letzten Streik beteiligt. Aus dem Bereich Netz waren demnach nur 66 Mitarbeiter beteiligt.

Eine Annäherung zwischen der Bahn und der Gewerkschaft der Lokomotivführer ist allerdings nicht in Sicht. Die Streikgefahr ist nicht gebannt. Claus Weselsky, der Vorsitzende der GDL, sagte am Montagnachmittag vor Mitgliedern am Berliner Hauptbahnhof: 

"Nach dem Streik ist vor dem Streik."

Das Management der Bahn habe es in der Hand, ob es einen weiteren Arbeitskampf gebe.

Gestritten wird außer über klassische Tariffragen damals wie heute über das Tarifeinheitsgesetz sowie den Einflussbereich der GDL im Konzern. Das Gesetz war 2015 in Kraft getreten. Es sieht vor, dass in einem Unternehmen mit mehreren Gewerkschaften nur der Tarifvertrag der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung angewendet wird. In den meisten der rund 300 Betriebe der Bahn ist das aus Sicht des Konzerns die mit der GDL konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

GDL-Chef Claus Weselsky sieht sich deshalb gezwungen, seinen Einflussbereich auf weitere Gewerke auszuweiten und Mehrheitsgewerkschaft zu werden. Neben dem Zugpersonal will er deshalb unter anderem auch für Werkstattbeschäftigte sowie für Beschäftigte in der Infrastruktur und der Verwaltung verhandeln – Bereiche, die bislang traditionell eher von der EVG vertreten werden.

Weselsky bekräftigte kurz vor Ende des Streiks seine Forderung nach einem Angebot, das es der Gewerkschaft ermöglicht, einen Tarifvertrag für sämtliche Mitglieder in den verschiedenen Betrieben der Bahn abzuschließen.

Neben diesen Fragen geht es im Tarifstreit aber auch ums Geld. Die GDL fordert insgesamt 3,2 Prozent höhere Löhne und Gehälter bei einer Laufzeit von 28 Monaten sowie einer Corona-Prämie von 600 Euro. Die Bahn hatte zuletzt eine Laufzeit von 36 Monaten angeboten und der Corona-Prämie zugestimmt. Gestritten wird zudem um die künftige Form der Altersvorsorge.

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(rt/dpa)