Spekulation mit Emissionszertifikaten verteuert Klimaschutz

Zertifikate zum Ausstoß von Treibhausgasen können und sollen gehandelt werden. Der Preis für eine Tonne an Kohlendioxidäquivalenten stieg seit Beginn des Jahres 2021 auf fast das Doppelte. Da müssen Anleger und Spekulanten irgendwann zugreifen.

Der Handel mit Zertifikaten, die zum Ausstoß von Treibhausgasen berechtigen, unterliegt den Schwankungen von Angebot und Nachfrage. Wie die Financial Times berichtete, lag der Preis für den Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid am Montag bei 61 Euro. Das ist ein neuer Rekord. Zu Beginn des Jahres 2021 kostete die Tonne etwas mehr als 30 Euro.

Nach Einschätzung des Nachrichtenportals Deutsche Wirtschaftsnachrichten (DWN) gibt es für den rasanten Anstieg des Preises zwei hauptsächliche Gründe: Spekulation sowie die Energiepolitik der Europäischen Union, die DWN als "regelrechten Feldzug gegen fossile Energieformen" charakterisiert. Außerdem drohe im kommenden Winter das Angebot an Erdgas zu schwächeln, was auch zur Preissteigerung beitrage.

Der Wert eines Zertifikates nimmt tendenziell zu. Nichts berechtigt zu der Annahme, dass der Ausstoß von Kohlendioxid und den anderen Treibhausgasen in absehbarer Zeit weniger Geld kosten wird. Anleger wie Spekulanten greifen zu. Und da steigt der Preis.

Schon im Sommer 2021 mussten die DWN in einem Bericht von der Strombörse in Leipzig feststellen: "Seit rund 12 Jahren war der Strom im Großhandel nicht mehr so teuer. Die stromintensiven Unternehmen in Deutschland fürchten deshalb um ihre Wettbewerbsfähigkeit." Zwar kann man nur abschätzen, welche Rolle der Zertifikatehandel im Auftrag des Klimaschutzes dabei spielt, doch leugnen kann man den Einfluss nicht. Er macht sich in beide Richtungen bemerkbar: Der Strompreis würde sich auf die Kosten für den Klimaschutz auswirken. Und der Zertifikatehandel schlüge auf den Strompreis zurück.

Für die privaten Haushalte stiegen die Energiekosten im August 2021 um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie sind ein wesentlicher Faktor für die jüngst registrierte Inflation. 

Die Versteigerung der Zertifikate im ersten halben Jahr 2021 brachten dem Staat knapp 2,4 Milliarden Euro ein. Im gesamten Jahr 2020 waren es rund 2,7 Milliarden Euro. Die bisherigen Rekordeinnahmen von knapp 3,2 Milliarden Euro im Jahr 2019 dürften nach Einschätzung der Deutschen Emissionshandelsstelle im laufenden Jahr übertroffen werden.

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