Ethikrat sieht in 2G-Modell keine Impfpflicht durch die Hintertür

Der Zutritt zu bestimmten Innenräumen in Hamburg könnte künftig nur für Geimpfte oder Genesene möglich sein. Mit der 2G-Regel sollen Kulturbetriebe, Restaurants oder Bars bald mehr Gäste empfangen dürfen. Ist das schon eine Impfpflicht durch die Hintertür? Der Deutsche Ethikrat sagt Nein.

In Hamburg haben Gastronomie- und Kulturbetriebe ab Samstag die Möglichkeit, von einigen Corona-Beschränkungen befreit zu werden – was ihnen letztlich mehr Gäste und damit mehr Umsatz bringen würde. Die Voraussetzung dafür ist, dass sie nur Geimpfte oder Genesene in ihre Bars, Restaurants, Kinos oder Theater einlassen. Ungeimpfte müssen draußen bleiben. Die sogenannte 2G-Regel ist optional, im Falle ihrer Anwendung entfallen Abstandsregeln, Sperrstunde oder Kapazitätsbeschränkungen. Lediglich die Maskenpflicht in den Innenräumen bleibt bestehen.

Der rot-grüne Senat hatte das Modell diese Woche beschlossen. Unterstützung kam von der CDU-Opposition. Die Linke kritisierte die 2G-Regel und fordert ein "3G-Plus-Modell", das statt eines negativen Schnelltests einen negativen PCR-Test mit sich bringen würde. Scharfe Kritik kam von FDP und AfD. Die Liberalen halten das 2G-Modell für "verfassungswidrig", die AfD für einen "gefährlichen Sonderweg". Dem Hamburger Senat wurde aus der Opposition gar vorgeworfen, mit der Regel eine Impfpflicht durch die Hintertür einzuführen. Der Deutsche Ethikrat sieht das anders. Die Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx sagte dem Hörfunksender NDR Info:

"Eine Pflicht ist etwas, dem man sich nicht entziehen kann."

Das sei hier nicht der Fall. Stattdessen werde "Druck aufgebaut, um es attraktiver zu machen, sich und andere zu schützen". Buyx erklärte weiter, dass aus ethischer Sicht das 3G-Modell besser sei, weil es mehr Teilhabe biete. Wenn sich die Situation aber weiter verschlechtern würde, sei 2G ethisch vertretbar, wenn damit maßvoll umgegangen werde. Genauer gesagt:

"Man sollte vorher alles andere ausgeschöpft haben."

Wichtig sei zudem, vorab zu überdenken, welche Bereiche betroffen seien. Buyx betonte: 

"Die Disco ist nicht der Sportverein und auch nicht der Behördenbesuch."

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin, Katharina Fegebank (Grüne), nannte das 2G-Modell laut einem Bericht des NDR einen wichtigen Schritt für das Leben in der Stadt "und noch mal einen größeren Schritt in Richtung Normalität". Peter Tschentscher, Hamburgs Erster Bürgermeister, hat laut NDR auf die Kritik mit der Impfpflicht durch die Hintertür erwidert: "Das ist eine Interpretationsfrage." Wenn es eine Reisebeschränkung ohne Impfnachweis gebe, sei das ja auch eine indirekte Impfpflicht.

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