Nach sorgfältiger Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten komme man zu der Einschätzung, "dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen", teilte das Gremium am Montag mit und berief sich auf einen Beschlussentwurf. Der offizielle Empfehlungstext liegt noch nicht vor, Änderungen sind möglich.
In den vergangenen Wochen war die STIKO zunehmend unter politischen Druck geraten, da sie bis dato keine generelle Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige aussprechen wollte. So wurde argumentiert, dass die entsprechende Altersgruppe nur sehr selten von entsprechend schweren Krankheitsverläufen betroffen sei.
"Etwa ein Prozent der Kinder und Jugendlichen, die an COVID-19 erkranken, muss ins Krankenhaus, etwa 0,001 Prozent verstirbt."
Bereits am Freitag wurde berichtet, dass die STIKO der Politik "entgegenkommen" wolle. Bezüglich einer aktualisierten Impfempfehlung für Kinder erklärte der Berliner Kinder- und Jugendarzt Martin Terhardt dem RBB, dass diese in der letzten Bearbeitungsphase sei und es nur noch "um Textschliff" gehe.
"Wir werden versuchen, der Politik ein bisschen entgegenzukommen."
Seit Montag zeigt sich die STIKO überzeugt, dass die aktualisierte Empfehlung "in erster Linie auf den direkten Schutz der geimpften Kinder und Jugendlichen vor COVID-19 und den damit assoziierten psychosozialen Folgeerscheinungen" abziele. Unverändert solle die Impfung nach ärztlicher Aufklärung zum Nutzen und Risiko durchgeführt werden. Man spreche sich "ausdrücklich dagegen aus, dass bei Kindern und Jugendlichen eine Impfung zur Voraussetzung sozialer Teilhabe gemacht wird".
Mittlerweile könnten mögliche Risiken der Impfung in der Altersgruppe zuverlässiger beurteilt werden, erklärte das Gremium. Es verwies etwa auf nahezu zehn Millionen geimpfte Kinder und Jugendliche im amerikanischen Impfprogramm. Die bisherige Zurückhaltung hatte STIKO-Chef Thomas Mertens zuletzt mit unzureichenden Daten zur Sicherheit der Impfung bei Heranwachsenden begründet.
Im Fokus standen vor allem mögliche Folgen von Herzmuskelentzündungen bei Geimpften und genannte auf aussagekräftigen Daten basierende Feststellung, wonach Kinder nur äußerst selten schwerwiegend an "Corona" erkranken. Das Gremium hat die Impfung in der betreffenden Altersgruppe daher bislang vor allem jenen empfohlen, die bereits bestimmte Vorerkrankungen wie Fettleibigkeit oder chronische Lungenkrankheiten aufweisen.
Anfang August hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern bereits breitere Angebote für Kinder ab zwölf Jahren vereinbart – zum Corona-Schutz für den Schulstart nach den Sommerferien. Mit den Präparaten von BioNTech/Pfizer und Moderna sind in der EU zwei mRNA-Impfstoffe für diese Gruppe zugelassen. Für Kinder unter zwölf Jahren ist bislang kein Impfstoff verfügbar.
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