Studie: Ausstoß an Treibhausgasen in Deutschland steigt 2021 deutlich

Nachdem im vergangenen Jahr der Ausstoß an Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen zurückging, steigt er jetzt wieder deutlich an. Nach Einschätzung von Agora Energiewende war der Rückgang zu einem Drittel durch die Corona-Pandemie bedingt.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland deutlich weniger Treibhausgase emittiert als in den Jahren davor. Im ganzen Land betrug der Ausstoß 739 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente. Das waren 40 Prozent weniger als im Ausgangsjahr 1990. Damit hat Deutschland seine Ziele im Klimaschutz vorübergehend erreicht.

Nach Einschätzung der Denkfabrik Agora war der Rückgang etwa zu einem Drittel durch die Corona-Pandemie bedingt. Im gegenwärtigen Jahr 2021 steigen die Emissionen wieder. "Der vermeintliche Erfolg von 40 Prozent Emissionsminderung im letzten Jahr war kein wirksamer Klimaschutz, sondern eine Eintagsfliege, bedingt durch Corona und Sondereffekte", betonte Agora-Direktor Patrick Graichen. Deutschland werde 2021 den höchsten Anstieg der Treibhausgasemissionen seit 1990 verzeichnen. "Das übertrifft selbst den Anstieg nach der Wirtschaftskrise 2009/2010."

Die Berechnungen von Agora basieren auf Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen. Sie hatte für das erste Halbjahr 2021 einen Anstieg des Energieverbrauchs um 4,3 Prozent und um 6,3 Prozent höhere Kohlendioxid-Emissionen ermittelt. Zum neuerlichen Anstieg tragen die für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bisher ungünstigen Witterungsbedingungen bei. Nach Angaben der Bundesnetzagentur lag sie um 6,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Windenergieanlagen an Land lieferten im ersten Halbjahr 20 Prozent weniger Strom.

Dagegen liefern konventionelle Kraftwerke wieder mehr Energie. RWE teilte mit, dass seine Stromproduktion aus Braunkohle im ersten Halbjahr fast 50 Prozent höher war als im Vorjahreszeitraum.

Deutschland hat sich mit dem neuen Klimaschutzgesetz ein höheres Tempo bei der Reduzierung der Emissionen vorgenommen. Das Land will bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral werden – also nur noch so viele Treibhausgase ausstoßen, wie wieder gebunden werden können. Bis 2030 soll der Ausstoß um 65 Prozent sinken, bis zum Jahr 2040 soll ein Rückgang um 88 Prozent erreicht werden.

Das Gesetz legt Emissionsmengen pro Jahr in den Sektoren wie Verkehr, Gebäude oder Industrie fest. Diese Ziele für 2021 werden laut Agora verfehlt. "Damit ist ein Sofortprogramm mit wirksamen Klimaschutz-Maßnahmen quer durch alle Sektoren nicht nur notwendig, sondern auch rechtlich zwingend", stellt Graichen fest. Die künftige Bundesregierung müsse innerhalb der ersten 100 Tage "das größte Klimaschutz-Sofortprogramm auf den Weg bringen, das es in der Bundesrepublik je gegeben hat".

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(rt/dpa)