Immobilienmarkt: Deutsche Wohnen verdient dank höherer Mieten gut

Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen hat in den ersten sechs Monaten von höheren Mieten profitiert. Der private Wohnkonzern Vonovia, der den lukrativen Konkurrenten übernehmen will, erhöhte daraufhin sein Angebot an die Aktionäre auf 53 Euro. Die Finanzaufsicht gab bereits grünes Licht für den erneuten Anlauf zur Übernahme.

Die Vertragsmieten des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen legten im ersten Halbjahr im Jahresvergleich um 0,9 Prozent auf 425,8 Millionen Euro zu, wie das DAX-Unternehmen am Freitag in Berlin mitteilte. Die Vertragsmiete im Gesamtportfolio stieg um 3,2 Prozent auf durchschnittlich 7,15 Euro pro Quadratmeter.

Der operative Gewinn (Funds from Operations 1, kurz FFO1) wuchs in den ersten sechs Monaten um zwei Prozent auf 291,4 Millionen Euro. Für das laufende Jahr erwartet der Konkurrent von Vonovia, LEG Immobilien und TAG Immobilien weiterhin einen operativen Gewinn etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Vor wenigen Monaten hatte das Bundesverfassungsgericht das seit mehr als einem Jahr geltende Berliner Mietendeckel-Gesetz in einem Beschluss für nichtig erklärt. Unter anderem mussten Vermieter in dieser Zeit ihre Mieten zum Teil deutlich senken. Nun können sie diese wieder auf das ursprüngliche Niveau anheben. Die Deutsche Wohnen hat bereits entgangene Zahlungen von Mietern nachgefordert. Um der Corona-Pandemie und dem Urteil zum Mietendeckel Rechnung zu tragen, will die Deutsche Wohnen aber nach früheren Angaben im laufenden Jahr keine Mieterhöhungen umsetzen. Dem Konzern gehören in Deutschland rund 154.750 Wohnungen. Rund drei Viertel davon stehen in Berlin. Wie in vielen Ballungsräumen sind die Mieten dort in den vergangenen Jahren besonders stark gestiegen.

Künftig will sich die Deutsche Wohnen auf den Neubau konzentrieren. Damit will der Konzern das Problem der Wohnungsknappheit in deutschen Wachstumsregionen angehen, wie er weiter mitteilte. Die Deutsche Wohnen werde über die Immobilien-Plattform Quarterback in den kommenden Jahren rund 18.000 Wohnungen in Berlin, Dresden, Leipzig, München, Frankfurt und Stuttgart bauen. Sie ist an Quarterback mit rund 40 Prozent beteiligt. Mit der Umsetzung der Neubaupläne liege das Unternehmen im Plan, hieß es. Die Investitionen erhöhten sich deshalb im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 24,8 Millionen auf nun 184 Millionen Euro.

Im Fokus steht vor allem die geplante Übernahme durch den Konkurrenten Vonovia. Der größte private Wohnkonzern startete einen neuen Anlauf für den Kauf von Deutschlands zweitgrößtem Vermieter Deutsche Wohnen. Vonovia besitzt mehr als 400.000 Wohnungen. Die Finanzaufsicht BaFin gab grünes Licht für ein erneutes Angebot. 

Der Chef des Marktführers Vonovia, Rolf Buch, kündigte nun ein verbessertes Angebot an – eine Woche, nachdem ihm viele der Aktionäre der Deutsche Wohnen die kalte Schulter gezeigt hatten. Rund 18 Milliarden Euro würde die Übernahme kosten.  

Vorstand und Aussichtsrat der Deutsche Wohnen bewerten den angestrebten Zusammenschluss mit Vonovia nach wie vor positiv, teilte der Berliner Immobilienkonzern weiter mit. Vonovia-Chef Buch will den bislang größten Deal in der deutschen Wohnungswirtschaft möglichst noch vor der Bundestagswahl im September unter Dach und Fach bringen. Deutschlands größter Vermieter will den Eignern der Deutsche Wohnen nun 53 Euro je Aktie zahlen. Damit würde die Deutsche Wohnen insgesamt mit etwa 19 Milliarden Euro bewertet.

(rt/dpa)

Mehr zum Thema - "Deutsche Wohnen enteignen" – wie sich eine Initiative selbst entleibt