Nachdem der Weltklimarat IPCC am Montag nach rund sieben Jahren einen neuen Bericht zum Klimawandel vorgelegt hatte, kritisierte die Klimaaktivistin Luisa Neubauer von "Fridays For Future", dass die Politik die Klimakrise eher für den Wahlkampf als für den Klimaschutz nutze. Gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland sagte sie, dass sich Politiker lieber "bestürzt in die Trümmer stellen würden, um dann zum Business as usual zurückzukehren". Stattdessen forderte sie eine "angemessene politische Reaktion" wie die Aufkündigung von Nord Stream 2 und einen vorgezogenen Kohleausstieg. Die bisherige Klimapolitik der Bundesrepublik sei zudem unzureichend:
"Wir fordern die Neuverhandlung der Wahlprogramme – sie alle müssen mit der 1,5-Grad-Grenze vereinbar sein", sagte Neubauer gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg zeigte sich angesichts des neuen Berichts nicht überrascht. Am Montagvormittag schrieb sie auf Twitter:
"Der neue IPCC-Bericht enthält keine wirklichen Überraschungen. Er bestätigt, was wir schon aus Tausenden vorherigen Studien und Berichten wissen – dass wir uns in einem Notfall befinden."
Die Kanzlerkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, Annalena Baerbock, twitterte:
"Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Gegen die Klimakrise helfen keine Sonntagsreden, sondern ausschließlich wirksamer Klimaschutz: ein schnellerer und massiverer Ausbau der Erneuerbaren und das Engagement, als erste Industrienation klimaneutral zu werden. Genauso entscheidend ist eine leidenschaftliche Klimaaußenpolitik."
Die Linken-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow forderte angesichts des neuen IPCC-Berichts eine "radikale Klimapolitik". Gegenüber der Welt erklärte sie, dass das günstigste Szenario, die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels, notwendig sei:
"Nur wenn wir jetzt handeln, bleibt das Ausmaß des Klimawandels mit seinen Folgen realistischerweise beherrschbar. Mit diesem Ziel vor Augen gilt: Nur radikale Klimapolitik ist realistische Klimapolitik."
Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch warf der Bundesregierung schwere Versäumnisse in der Klimapolitik vor. Gegenüber der Welt erklärte er:
"Die klimapolitische Schleichfahrt der letzten Jahrzehnte mündet in immer düsteren Prognosen."
Dass die Bundesregierung "auf der Bremse gestanden habe", statt zu handeln, sei "eine Bankrotterklärung". Davon zeuge beispielsweise immer mehr Güterverkehr auf der Straße statt auf den Schienen. Die nächste Bundesregierung müsse deshalb massiv in erneuerbare Energien investieren und klimafreundliche Innovationen fördern:
"Wir müssen die Globalisierung zurückfahren, wo es möglich ist. Es kann nicht sein, dass Güter fünfmal um den Globus schippern und nach kurzer Zeit irreparabel kaputtgehen. Mehr Regional- und weniger Wegwerfproduktion! Die Politik muss den Verursachern dieses Wirtschaftens, das unseren Planeten zerstört, Einhalt gebieten", sagte Bartsch.
SPD-Chef Walter Borjans bezeichnete den Klimabericht als "weiteren Weckruf". Man müsse den weiteren Temperaturanstieg verlangsamen, "um den Lebensraum für unsere Kinder und Enkelkinder zu erhalten". Marco Buschmann, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP, forderte unterdessen die zügige Einrichtung einer Börse mit CO2-Zertifikaten. Gegenüber der Welt erklärte er:
"Der IPCC unterstreicht die Dringlichkeit effektiver Klimapolitik. Mit einem CO2-Deckel als Obergrenze für die Jahresausstoßmenge kann man ein weltweites Handelssystem entwickeln. […] Wir sollten in Deutschland zügig damit beginnen, um zu zeigen, dass es geht."
Der AfD-Umweltpolitiker Karsten Hilse kritisierte unterdessen die politische Einflussnahme im Bericht:
"Er wird durch unsere Politiker und Leitmedien genutzt werden, um die Menschen in Angst und Panik vor dem drohenden Weltuntergang zu versetzen und sie gesellschaftlichen Umwälzungen gefügig zu machen."
Wie die vorherigen Berichte werde auch dieser keinen Einfluss auf die Entwicklungsländer haben, die immerhin für 60 Prozent der Treibhausgas-Emission verantwortlich seien, so Hilse.
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