Im Jahr 2020 haben die Jugendämter in Deutschland einen Höchststand an Kindeswohlgefährdungen verzeichnet. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, sei die Zahl mit fast 60.000 gefährdeten Heranwachsenden so hoch wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2012. Insgesamt hätten die Jugendämter im vergangenen Jahr rund 194.500 Verdachtsmeldungen überprüft, etwa 5.000 mehr als im Vorjahr. Rund jeder dritte Verdacht habe sich bestätigt. Jedes zweite Kind war den Behörden zufolge jünger als acht Jahre, jedes Dritte jünger als fünf Jahre.
Die meisten Kinder (58 Prozent) wiesen Anzeichen von Vernachlässigung auf. Bei 34 Prozent wurden Hinweise auf psychische Misshandlungen festgestellt. Darunter zählen beispielsweise Demütigungen, Einschüchterungen, Isolierung und emotionale Kälte. In 26 Prozent der Fälle gab es Indizien für körperliche Misshandlungen und in fünf Prozent der Fälle Anzeichen für sexuelle Gewalt.
Als Grund für die Zunahme der Kindeswohlgefährdungen kämen neben der Sensibilisierung der Bevölkerung auch die Corona-Lockdowns in Betracht, erklärte die Behörde. Durch Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen seien Familien stärker belastet gewesen. Es sei auch nicht auszuschließen, dass einige Fälle durch die Schulschließungen unentdeckt geblieben sind.
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