Am Donnerstag trafen sich zum wiederholten Male mehrere Hundert Menschen aller Altersgruppen in Kiesdorf in Ostsachsen, um dem bislang nicht zugelassenen Impfstoff des 74-jährigen Mediziners und Unternehmers Winfried Stöcker zu erhalten, wie die Sächsische Zeitung berichtet.
Im örtlichen Kulturzentrum, in dem die Impfungen stattfanden, besitzt die Stöcker Hotel GmbH, die unter anderem Essen für Schul- und Kindergartenkinder in der Region zubereitet und ausliefert, das Hausrecht. Sie hat das Gebäude vor der Gemeinde gepachtet. Die Impfwilligen berichten von der guten Organisation vor Ort und einem schnellen, garantierten Ablauf. Während der Großteil der aus der Region Stammenden sich eine der drei von Stöcker empfohlenen Dosen seines Vakzins indizieren lässt, macht der Rest einen Bluttest.
Hier soll festgestellt werden, ob Antigene nach den Impfungen vorhanden sind und damit – so der in Lübeck lebende Oberlausitzer – ein Schutz gegen COVID-19 gegeben ist. Der umtriebige Mediziner betonte bereits in der Vergangenheit, dass sein Vakzin "bei über 95 Prozent der Impflinge schützende Antikörper in hoher Konzentration und bei der Mehrheit cytotoxische T-Zellen gebildet" habe. Vor Ort koordiniert eine Angestellte aus Stöckers Görlitzer Kaufhaus zusammen mit einer Medizinerin aus der Gegend die Aktion – spontane Termine sind dabei nicht zu vergeben, ohne Anmeldung läuft nichts.
Wegen der "Herstellung eines Impfstoffes ohne behördliche Genehmigung und mehrfache Verabreichung wiederum ohne Genehmigung" ermittelt seit Ende 2020 die Staatsanwaltschaft Lübeck gegen Stöcker, zumal er den Impfstoff nur an sehr wenigen Menschen getestet hat und keinerlei Studien vorliegen. Doch selbst der bekannte Virologe Alexander Kekulé hält den Erfolg von Stöckers Vakzin für möglich, da er auf klassischen Impfstoffen basiere – ähnlich wie der chinesische Impfstoff von Sinopharm. Für die drei Impftermine, den anschließenden Antikörpertest und einen Nachweis darüber zahle man ungefähr 60 Euro, wie verschiedene Impflinge berichteten. Die Chancen für eine Zulassung in Deutschland stehen, nicht zuletzt aufgrund der großen Konkurrenz aber eher schlecht. Daher schaut sich Stöcker nach außereuropäischen Interessenten um.
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