OECD-Bildungsdirektor Schleicher sieht mögliche Schulschließungen im Herbst kritisch

Nicht überall waren die Schulen wie in Deutschland pandemiebedingt über längere Zeiträume geschlossen. OECD-Bildungsdirektor Schleicher warnt vor den gravierenden Folgen für Jugendliche und die Wirtschaft hierzulande. Weitere Schulschließungen seien zu verhindern.

Die monatelangen Schließungen von Schulen bedingt durch die Corona-Krise hat laut der OECD die soziale Benachteiligung gerade von Kindern aus finanziell schwachen Milieus in Deutschland weiter verschärft. OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher sagte dem MDR:

"Eine große Zahl junger Menschen ist völlig durchs Raster gefallen. Denen hat die Krise sehr schwer zugesetzt."

Es könne außerdem nicht sein, dass Leute in Urlaub fahren aber die Schulen geschlossen seien.

Die Auswirkungen des verpassten Schulstoffes sowie der fehlenden Sozialkontakte aufgrund der Schulschließungen auf die Psyche der Heranwachsenden nannte der auch als "Mister Pisa" bekannte Professor mit Blick auf die zukünftige ökonomische Entwicklung als "gewaltig". 

Weitere Schulschließungen dürften sich nicht wiederholen. Ausgebildete Pädagogen könnten nicht ersetzt werden, zumal deren Weiterbildung mit Blick auf das gesamte Schulsystem auch durch den Austausch vor Ort stattfinde. Schleicher sagte dazu:

"Kein Bildungssystem ist besser als seine Lehrkräfte."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte am Sonntag im hessischen Völkershausen, ihm sei wichtig, dass im Sommer alles Mögliche getan werde, um nach den Sommerferien Präsenzunterricht an allen Schulen für alle Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen. Dies sah auch der Unionskanzlerkandidat und CDU-Vorsitzende Armin Laschet im ARD-Sommerinterview ähnlich. Er setzt zwingend auf Präsenzunterricht, um allen Kindern die gleichen Bildungschancen zu gewähren. 

Bundesfamilien- und Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) sprach sich für eine Beibehaltung der Maskenpflicht an den Schulen aus. Verschiedene Bundesländer wie Bayern haben das zumindest für die ersten Wochen des neuen Schuljahres bereits angekündigt, um vermeintliche Übertragungen durch Reiserückkehrer einzudämmen. Lambrecht sagte gegenüber Welt am Sonntag, stundenlanges Maskentragen in den Klassenräumen sei zwar belastend, aber notwendig, um einen sicheren Schulbetrieb zu gewährleisten.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) warnte in Bild am Sonntag vor Schulschließungen im Herbst und setzte sich für die Impfung Jugendlicher ein, falls diese das wollten. Er resümierte:

"Wenn wir es durch Impfungen der 12- bis 17-Jährigen schaffen, dass wir Einschränkungen im Schulbetrieb vermeiden, dann ist das ein gewichtiges Argument."

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