In einem Versuch, Unentschlossene zur Corona-Impfung zu bewegen, hat das Impfzentrum des Kreises Olpe in Attendorn im Sauerland am Sonntagvormittag zu einem Frühschoppenkonzert mit Blasmusik, Brezeln und alkoholfreiem Bier geladen, bei dem sich Besucher impfen lassen konnten.
Dem Angebot des Impfzentrums ohne Priorisierung und Anmeldung folgten am Sonntagvormittag etwa 147 Menschen. Das Impfzentrum wertete das als Erfolg. Sein Leiter Stefan Spieren sagte der Nachrichtenagentur dpa, dies seien deutlich mehr gewesen, als sonst an einem Sonntagmorgen mit Terminvergabe geimpft würden. Wie viele Impfdosen verfügbar waren, wurde nicht bekannt.
Impfen lassen konnte sich jeder, der älter als zwölf Jahre ist. Minderjährige mussten von einem Erziehungsberechtigten begleitet werden. Laut Einladung sollten alle Impfstoffe verfügbar sein. Die Impfwilligen wurden von der Stimmungskapelle des Musikvereins Hoffnung Hünsborn mit Blasmusik zur Impfung begleitet. Angeboten wurden auch Brezeln und alkoholfreies Bier.
Spieren erklärte, den Menschen mit dem Frühschoppen eine Freude machen zu wollen:
"Wir haben uns gedacht, viele Menschen hier vermissen doch ganz besonders ihre Schützenfeste. Da machen wir ihnen mit diesem Angebot sicher eine Freude."
In der Einladung zum Frühschoppen hatte Spieren die Bedeutung der Impfung betont:
"Die Impfung ist der beste Schutz vor einem schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung. Im Übrigen trägt eine hohe Impfquote dazu bei, dass eine weitgehende Normalisierung vieler Lebensbereiche ermöglicht wird."
Bereits vergangenen Sonntag hatte das Impfzentrum mit einer ähnlichen Aktion versucht, eher jüngere Menschen zur Impfung zu bewegen. Dabei hatte ein Discjockey aufgelegt. Für den nächsten Samstag kündigte das Impfzentrum mit dem Auftritt einer Liveband die nächste besondere Aktion an.
Hintergrund derartiger Veranstaltungen ist die offenbar nachlassende Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Mit Aktionen wie der in Olpe sollen "Unentschlossene" erreicht werden. Laut einem Bericht der Zeitschrift Der Spiegel überbieten sich Politiker bereits mit mehr oder weniger originellen Ideen, die Impfstoffe noch an den Mann zu bringen. Die Verfügbarkeit der Impfstoffe ist dabei kein Problem mehr, im Juli wollen die Hersteller BioNTech und Moderna jede Woche über 4,5 Millionen Dosen ihrer per Notzulassung genehmigten mRNA-Impfstoffe nach Deutschland liefern.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder schlug vor, bei Freizeitaktivitäten und "am Rande von großen Gastronomiebetrieben" Impfmöglichkeiten einzurichten. Söder sprach in diesem Zusammenhang von einer "Art Impfen to go". Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach, der in den meisten Medien als Gesundheitsexperte bezeichnet wird, erklärte in einem Spiegel-Interview:
"Und was die Impfkampagne angeht, gilt Folgendes: Wir erreichen keine Herdenimmunität, indem wir in Praxen und Impfzentren auf Impfwillige warten. Es geht nur, wenn wir den Impfstoff zu den Menschen tragen. Impfteams müssen in die Ausgehviertel und Shishabars. In Berlin-Friedrichshain, auf den Kölner Ringen oder im Hamburger Schanzenviertel muss der Impfstoff angeboten werden."
Der SPD-Politiker und Gesundheitsökonom forderte darüber hinaus eine dritte Impfung für Risikogruppen – und, wieder einmal, die Impfung von Kindern:
"Bei Menschen mit abgesenkter Immunität sollten wir im Herbst früh eine dritte Impfung anbieten. Und wir sollten unbedingt die Kinder impfen. Weil wir sie sonst einem völlig unethischen Long-COVID-Großversuch aussetzen."
Mehr zum Thema - Corona-Ausschuss: "Nehmt das Zeug vom Markt"