In Wesseling bei Köln ist in der vergangenen Woche die größte Anlage für die Produktion von sogenanntem grünen Wasserstoff in Europa in Betrieb gegangen. In den kommenden drei Jahren will Shell am gleichen Standort noch eine Anlage errichten, deren Kapazität zehn Mal höher werden soll, berichtet das Nachrichtenportal euractiv.de.
"Mit der Inbetriebnahme der größten PEM-Elektrolyse-Anlage Europas bauen wir unsere führende Rolle auf diesem Gebiet weiter aus", sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bei der Eröffnung am 2. Juli. Die EU, die die Hälfte der Kosten des Projektes trägt, will bei der Nutzung dieses als besonders klimafreundlich bezeichneten Energieträgers weltweit vorangehen.
Das Gas Wasserstoff wird mit der Spaltung von Wasser gewonnen und brennt unter Freisetzung von Dampf mit hohem Wirkungsgrad. Als "grün" bezeichnet man ihn, wenn für die energieintensive Spaltung Ökostrom verwendet wird. In den politischen Debatten um die Förderung von Wasserstoff als Energieträger wird er oft als "grau" bezeichnet, wenn der Strom für die Herstellung aus fossilen Trägern stammt.
Als Energielieferant kann das Gas für Projekte dienen, die auf andere Weise nicht effizient mit Strom versorgt werden können. Das sind beispielsweise industrielle Anlagen, die weitab von großen Stromtrassen geplant werden, etwa in Entwicklungsländern.
Eine zweite Möglichkeit liegt darin, Energiereserven für den Ausgleich von Schwankungen in der Versorgung mit Elektrizität anzulegen. Und drittens wird die Wasserstoffbrennzelle entwickelt, mit der Schiffe oder Flugzeuge angetrieben werden. Auch in Gebäuden können Brennstoffzellen genutzt werden, um Wärme und Strom am Ort des Verbrauchs zu erzeugen.
Die Anlage in Wesseling wird im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) zwischen Shell und der EU von der Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH JU) betrieben. Diese wird von der Europäischen Kommission, dem Industrieverband Hydrogen Europe sowie dem Forschungsverbund Hydrogene Europe Research getragen, welche mit zehn Millionen Euro die Hälfte des Budgets zur Verfügung stellten.
Die Leistung der Anlage beträgt zehn Megawatt; damit können etwa 1.300 Tonnen grünen Wasserstoffs pro Jahr hergestellt werden. Der von der Bundesregierung eingesetzte Sachverständigenrat Wasserstoff gibt den Bedarf der Industrie in Deutschland mit 1,7 Millionen Tonnen pro Jahr an. Die Prognose reicht bis in das Jahr 2030 und klammert die Raffinerien aus, die als industrielle Anlagen besonders viel Energie verbrauchen.
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