Wegen Lieferengpässen: Altmaier will mehr heimische Fichten fällen lassen

Die Baubranche klagt über Holzmangel und kann keine neuen Aufträge annehmen. Der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will mehr gesunde Fichten fällen lassen. Hierzu muss eine Beschränkung rückgängig gemacht werden. Auch Vorschriften für den internationalen Handel seien hinderlich.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will dem drastischen Preisanstieg und den Lieferengpässen beim Bauholz entgegenwirken. Dazu schlägt er vor, wieder mehr gesunde Fichten in Deutschland zu fällen. Die derzeit geltende Beschränkung für den Einschlag von Fichtenholz solle "schnellstmöglich" rückgängig gemacht werden, heißt es in einem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Zuerst hatte am Donnerstag die Rheinische Post darüber berichtet. Altmaier dringe auf eine Einigung mit den zuständigen Ressorts noch in dieser Legislaturperiode.

Er schlägt weiter vor, ein Verzicht auf Konventionalstrafen sei sinnvoll, wenn die Rohstoffknappheit kausal für eine verzögerte Leistung sei. Außerdem heißt es in dem Papier:

"Zusätzlich zur Verbesserung der Versorgung mit Holz und Holzprodukten aus heimischem Anbau, werden wir uns bei Holz exportierenden Ländern dafür einsetzen, dass internationale Handelshemmnisse abgebaut werden."

In dem Vorschlagspapier heißt es weiter:

"Wir haben es bei Nadelschnittholzprodukten mit Preissteigerungen von durchschnittlich rund hundert Prozent innerhalb der Jahresfrist zu tun."

Bauunternehmen, die bislang Holz just in time für konkrete Aufträge eingekauft haben, könnten trotz guter Konjunktur keine neuen Aufträge mehr annehmen. Lieferengpässe sowie Preisanstiege seien auch für andere Baustoffe zu verzeichnen.

Die Ursachen für diese Entwicklungen seien vielschichtig, heißt es. "Waldschäden und Borkenkäferbefall reduzieren die Frischholz- und erhöhen die Schadholzmengen drastisch."

Die Sägewerke hätten aufgrund der Schadholzmengen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Hinzu kämen politische Faktoren, die den internationalen Handel mit Holz als Rohstoff bremsen, sowie coronabedingte Reduzierungen der Produktion und Störungen in den Lieferketten. "Wir müssen diesen krisenhaften Entwicklungen, die Bauindustrie, Bauhandwerk und Holzwirtschaft betreffen, entschlossen entgegentreten."

Nach einer Rechtsverordnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums, die nach Zustimmung des Bundesrates im April in Kraft trat, dürfen Waldbesitzer und Forstbetriebe im laufenden Wirtschaftsjahr bis Ende September nicht mehr so viel Fichtenholz wie zuvor einschlagen. Dabei handelt es sich nur noch um maximal 85 Prozent der durchschnittlichen Erntemenge der Jahre 2013 bis 2017.

Wegen der Borkenkäferplage, Trockenheit und Stürme mussten in den vergangenen Jahren sehr viele Fichten geschlagen werden. Die Folge waren übervolle Holzlager und Preisverfall. Die Verordnung sollte helfen, die Preise zu stabilisieren. Die Waldbesitzer bekamen für die Einschränkungen Steuererleichterungen. Inzwischen hat sich die Lage jedoch umgekehrt, die Baubranche klagt nun über Holzmangel.

(rt/dpa)

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