Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) steht als ehemalige Weinkönigin gerne im Rampenlicht. Ob Bauernprotest, Bier-Botschafterin im TV oder auf der Lobbybank in einer Zucker-Affäre, immer lächelt die blonde Pfälzerin und stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende. Jetzt hat sie wieder eine ungewollte Spitzenrolle übernommen: Sie fährt den aktuell klimaschädlichsten Dienstwagen der Bundesregierung: einen verlängerten Audi A8 Diesel (Audi A8 L 50 TDI Quattro). Das Gefährt stößt 191 Gramm CO2 pro Kilometer aus.
Dicht hinter ihr: Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU). Auch sein BMW 730Ld bläst 150 Gramm pro Kilometer in die Luft. Auf Platz drei der Unreinen liegt der private Radfahrer und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) neben SPD-Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Alle drei geben mit ihrem Audi A8 jeweils 66 Gramm in die Atmosphäre ab.
Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ist mit einem BMW 745 und 60 Gramm vergleichsweise sauber, auch SPD-Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) mit dem gleichen Modell, sie hat aber angeblich den neueren Motor mit nur 52 Gramm. Sie ist die einzige Ministerin, die zusätzlich ein Elektroauto, einen Mercedes EQC 400, fährt.
Wenn es besonders sicher sein soll, kann die gesamte Ministerriege auf 14 gepanzerte Limousinen zurückgreifen. Die sind allerdings besonders stinkig mit bis zu 421 Gramm CO2 pro Kilometer. FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser, Obfrau im Wirtschaftsausschuss des Bundestags ist entsetzt:
"Wenn eine Bundesregierung wie beim Thema Klimaschutz viel von den Menschen einfordert, dann müssen Regierungsmitglieder und Ministerien die ersten sein, die hier vorangehen. Sonst macht sich Politik unglaubwürdig. Nichts anderes macht diese große Koalition."
Ähnlich würden es auch die Staatssekretäre halten. Die Dienstwagen der Wirtschaftsstaatssekretäre Thomas Bareiß und Marco Wanderwitz würden mehr als 190 Gramm freisetzen, so auch das Auto von Landwirtschaftsstaatssekretärin Caren Marks. Die Sozialstaatssekretärinnen Kerstin Griese und Annette Kramme (beide SPD) liegen beide mit ihren Karossen darüber.
Barbara Metz, die stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH), weist im Tagesspiegel darauf hin, dass die Emissionen der Dienstwagen im Realbetrieb bei Verbrennerfahrzeugen wesentlich höher seien und damit gleichzeitig auch die CO2-Emissionen. Das falle besonders bei Plug-in-Hybriden besonders drastisch aus. Auf dem Papier sei das ein Klimagewinn, auf der Straße ein Spritschlucker. Sie weiß: Gerade die dienstlich genutzten Fahrzeuge würden nämlich häufig nicht geladen und der Löwenanteil der Strecke würde im Verbrennungsmodus gefahren.
Von den selbstgesteckten Klimazielen der Bundesregierung ist das noch weit entfernt. Der im Jahr 2020 von der EU ausgesprochene Flottengrenzwert von 95 Gramm für die Hersteller und aller ihrer neu zugelassenen Pkw – innerhalb der EU sowie dem Europäischen Wirtschaftsraum – wird erst mit neuen Dienstwagen eingehalten werden können.
Mindestens 20 Prozent des Fuhrparks des Bundes im zivilen Bereich sollten aus Elektroautos bestehen. In der Flotte von rund 32.500 Fahrzeugen gebe es gerade einmal 405 Elektroautos. Die Quote: 1,24 Prozent.
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