Die Spitzenkandidatin der nordrhein-westfälischen Linken für die Bundestagswahl, Sahra Wagenknecht, hat vor einem Fiasko für ihre Partei und auch für die SPD bei der Bundestagswahl Ende September gewarnt. Die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag sagte dem Tagesspiegel am Sonntag:
"Wenn SPD und Linke so weitermachen wie bisher, sieht es nicht gut aus."
Sie bemängelte unter anderem, dass sich Funktionsträger der Linken an Debatten beteiligten, die die Kernwählerschaft vertreiben würden. Es müsse der Partei zu denken geben, dass sie seit dem Jahr 2019 mit Ausnahme von Thüringen nur Wahlniederlagen erlebt habe.
"Solange sich Teile der Partei an Diskussionen um Lebensstilfragen und Gendersprache beteiligen, also an Debatten, die viele Menschen als belehrend empfinden, werden sich viele abwenden."
Den Linken-Mitgliedern in Nordrhein-Westfalen, die Wagenknechts Ausschluss aus der Partei beantragt hatten, warf die Spitzenkandidatin "Cancel Culture" und "Intoleranz" vor. Sie dagegen habe nie persönlichen Streit gesucht und auch noch nie versucht, jemanden aus seiner Funktion zu mobben.
Am Mittwochabend hatten mehrere Mitglieder der Linkspartei bei der NRW-Landesschiedskommission ein Parteiausschlussverfahren gegen Wagenknecht beantragt. Die Antragsteller begründeten nach einem Spiegel-Bericht ihren Schritt damit, dass Wagenknecht der Partei einen "schweren Schaden" zugefügt habe, und führten als Hauptbeweis Wagenknechts neues Buch "Die Selbstgerechten" an.
Weiter argumentierten die Parteigenossen den Ausschluss Wagenknechts damit, dass die nordrhein-westfälische Linke seit ihrer Nominierung als Spitzenkandidatin in den Umfragen 30 Prozent der Stimmen eingebüßt habe. Aus dem Landesverband seien mehr als hundert Genossen ausgetreten. Die Spitze der Linkspartei und die Fraktionsspitze kritisierten den Antrag.
Mehr zum Thema - "Angriff auf unser Fraktionsmitglied": Parteispitze ist gegen Antrag auf Wagenknecht-Ausschluss