Annalena Baerbock, Vorsitzende und Wahlhoffnung der Grünen, musste bereits einiges wegstecken. Abfällige Kommentare über ihren Vorsitzpartner Robert Habeck und ihre umstrittene Selbstzuschreibung als "Völkerrechtlerin" sowie widerholte Korrekturen in der Vita bezüglich ihrer akademischen Laufbahn haben ihr den Ruf eingebracht, es mit der eigenen Vergangenheit nicht so genau zu nehmen.
Einmal mit der Nase darauf gestoßen, lassen viele Journalisten jetzt nicht mehr locker. Nach den universitären Abschlüssen stehen jetzt auch die Mitgliedschaften von Baerbock bei verschiedenen Organisationen auf dem Prüfstand. Und da bahnt sich erneut Ärger für die Niedersächsin an.
Wie der Journalist Philip Plickert, der für die FAZ schreibt, herausfand, hatte Baerbock eine Mitgliedschaft im Alumni-Beirat des German Marshall Fund (GMF) angegeben, die aber nach Angaben der Organisation so nicht existiert. Dies bestätigte der GMF auf Nachfrage Plickerts.
Auch bei der parteinahen Heinrich-Böll-Stiftung will Baerbock bis dato im Europa/Transatlantik-Beirat gesessen haben – was ebenfalls nicht den Tatsachen entsprechen soll. Plickert nahm auch Baerbocks vermeintliche Mitgliedschaft im UNHCR, also dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen, unter die Lupe. Bei dem UNHCR handelt es sich jedoch um eine Behörde und nicht um einen Verein. Eine Mitgliedschaft ist daher unmöglich, es sei denn, Baerbock führte dort neben ihrer Abgeordnetenarbeit eine Tätigkeit bei der UN aus.
Laut Plickert soll Baerbock auch hinsichtlich ihrer Mitgliedschaft im "Potsdamer Solarverein" geflunkert haben. Diese Anschuldigung wurde jedoch von einem Vertreter der Vereins auf Twitter zurückgewiesen.
Der Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Andreas Kappler, hat ebenfalls auf Twitter auf die Vorwürfe reagiert. Dort schreibt er knapp, die Angaben wurden "präzisiert und korrigiert. Danke für die Hinweise".
Diese Antwort zog den Spott und Unmut einiger Twitter-Nutzer auf sich, da es sich, je nach Zählweise, um die nun siebte oder achte "Korrektur" des Lebenslaufs der grünen Spitzenkandidatin handelt.
Auch Baerbocks Tätigkeit im Büro der Europaabgeordneten Elisabeth Schroedter wird jetzt unter die Lupe genommen. In ihrem Lebenslauf heißt es, sie sei Büroleiterin Schroedters gewesen. Der Text suggeriert, dies sei in Brüssel gewesen.
Auf der Webseite der Abgeordneten war Baerbock aber erst ab 2007 als Büroleiterin vermerkt, und auch das nur in Berlin und in Potsdam. Davor war sie für die Webseite zuständig.
Eines steht jedenfalls fest: Der Wirbel um Baerbocks Vergangenheit kommt für die Grünen im "Superwahljahr 2021" zur absoluten Unzeit.
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