Derzeit prüfen die Behörden den mittlerweile 15. Antrag auf eine sogenannte 8A-Erlaubnis für einen Probebetrieb der Tesla-Lackiererei und des Karosserie-Presswerks. Ergeht nicht in den nächsten Wochen die Genehmigung, könnte erneut der Zeitplan für die Fertigstellung des Werkes zum Jahresende in Frage gestellt werden.
Im Raum steht nun die Frage, die RT DE an das Brandenburgische Wirtschaftsministerium stellte, ob das Sondergutachten dem Landesumweltamt schon vor dem Abflug Elon Musks bekannt war, als es die 13. Genehmigung erteilt hatte, mit der Tesla Roboter in die Fabrik einbauen darf. Bislang blieb sie unbeantwortet.
Oliver Kalusch, der Chef des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), weist auf Defizite bei den Störfall-Vorkehrungen in den Tesla-Anträgen hin. Jetzt will das Landesumweltamt von Tesla ein Sachverständigengutachten der Münchener Ingenieurgesellschaft Müller-BBM. Das ZDF-Magazin Frontal 21 und der Business Insider berichteten.
In dem Gutachten geht darum, was passiert, wenn beim Entladen eines Tanklasters Kältemittel wie Tetrafluorpropen frei werden. Im bisherigen Tesla-Antrag wäre laut Gutachten so ein Störfall nicht schnell in den Griff zu bekommen. Die Chemikalie, die in großen Mengen in der Lackiererei verwendet wird, werde nicht gasförmig freigesetzt, wie es im Antrag angegeben ist, sondern flüssig. Damit seien "ein Brand und eine Verdampfung … mit anschließender Zündung möglich". In der zweiten Variante breite sich "die flüssig freigesetzte Menge als Aerosol/Gasgemisch in der Umgebung aus".
In einem anderen Szenario, in dem giftiger Fluorwasserstoff (Flusssäure) freigesetzt wird, wurde "das Schwergasverhalten des Kältemittels bei der Auswirkungsbetrachtung" nicht berücksichtigt. Es könnte also in der Halle eine giftige Schwergaswolke entstehen. Wie der Tagesspiegel berichtet, sollen der Genehmigungsantrag für die Gigafactory neu ausgelegt werden, da Tesla laut Brandenburgs Umweltministerium eine nachträgliche Ergänzung um eine Batteriezellenfabrik angekündigt hat. Michael Ganschow, Geschäftsführer der Grünen Liga, forderte:
"Nach diesem Störfallgutachten darf keine weitere Vorab-Genehmigung erteilt werden. Das wäre der Wahnsinn."
Mit dem Gutachten sei Teslas Werk in einer zu geringen Gefahrenklasse eingestuft worden. Brandenburgs Umweltministerium gehe laut Sprecherin Frauke Zelt davon aus, dass Tesla die Ergebnisse des Gutachtens jetzt in seine Planungen integriere. Zelt sagte dem Tagesspiegel:
"Das Störfallgutachten war bereits vor längerer Zeit von der Genehmigungsbehörde abgefordert worden. Es ist gut, dass es jetzt vorliegt. Es ist erforderlich, um Sicherheit in der Einschätzung der Gefährdungsklasse nach Störfallrecht zu gewinnen."
Tesla verfeinere seine Planung permanent und arbeite mit Hochdruck an der Abstellung der Mängel – und an neuen Anträgen. Musk hatte schließlich versprochen, dass die Fabrik auch bei den Umweltschutzstandards eine der modernsten der Welt sein wird. 500.000 Elektroautos sollen dort jährlich vom Band laufen. Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, erklärte:
"Die Ansiedlung der Tesla-Gigafactory ist eine große Entwicklungschance für Ostbrandenburg, aber auch für Berlin. Sie bietet Möglichkeiten für wirtschaftliches Wachstum und zukunftsorientierte Arbeitsplätze."
Arne Christiani, der Bürgermeister von Grünheide (Mark), sagte:
"Das atemraubende Tempo des Investors Tesla können wir nur mit gut abgestimmtem und konzentriertem Miteinander und effektivem zielorientiertem Verwaltungshandeln begleiten."
Mehr zum Thema - Probleme bei Tesla in Grünheide? Elon Musk persönlich eingeflogen