Armin Laschet, Kanzlerkandidat der CDU, meidet offenbar den Kampf um ein Direktmandat in seinem eigenen Wahlkreis. Das berichtet der Tagesspiegel am Freitag. Zuerst hat sich darüber sein möglicher Mitbewerber Oliver Krischer von den Grünen gewundert.
Beide Kandidaten gehören "eigentlich" in den Wahlkreis Aachen. Laschet holte hier ein Direktmandat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2017, im Anschluss wurde er Ministerpräsident. Doch heute könnte der Wahlkreis an Krischer gehen, nach Aussage des Wahlbarometers election.de sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von 72 Prozent. Der Energieexperte und Fraktionsvize der Grünen im Bundestag kennt die Region sehr gut.
"Dass jemand einfach darauf verzichtet, für seine Heimatregion anzutreten, und überhaupt seinen Einzug in den Bundestag fraglich gestaltet, das ist sehr erstaunlich", meint Krischer. Er verweist auf Laschets Biografie. Dieser ist in Aachen aufgewachsen und wohnt bis heute im selben Viertel.
Die CDU sagt: "Armin Laschet wird der Spitzenkandidat der CDU-Nordrhein-Westfalen auf der Landesliste zur Bundestagswahl sein und auch auf Platz 1 stehen." Somit wäre sein Einzug in den Bundestag sicher. Sicher? Es ist rechnerisch möglich, dass für die Landesliste keine Mandate übrig bleiben. Dann nämlich, wenn die CDU so viele Direktmandate gewinnt, wie ihr Sitze nach dem Verhältnis der Parteien (Zweitstimme) zustehen.
Amtsinhaberin Angela Merkel trat seit 2005 im Wahlkreis Greifswald an und gewann jedes Mal. Laschets heutige Mitbewerber treffen direkt aufeinander. Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) wollen das Direktmandat in Potsdam gewinnen. Sie stehen auf ihren Landeslisten ganz oben. Beide würden also höchstwahrscheinlich auch ohne Direktmandat in den Bundestag einziehen.
Noch einmal Krischer:
"Wir haben wenige Spitzenpolitiker, die so stark heimatverbunden sind wie Armin Laschet. (...) Traut er sich nicht? Man kann schlecht Kanzler werden, wenn man zu Hause erst mal eine Klatsche gekriegt hat."
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