Das Deutsche (Kaiser-)Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia und schlug die Aufstände von zwei Volksgruppen brutal nieder. Historikern zufolge wurden etwa 65.000 der 80.000 Herero und mindestens 10.000 der 20.000 Nama getötet.
Seit Jahren verhandeln beide Regierungen darüber, wie eine Wiedergutmachung aussehen soll. Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Gerd Müller (CSU) hatte bei einem Besuch in der namibischen Hauptstadt Windhoek (Amtsdeutsch Windhuk) erklärt, Deutschland trage eine historische Verantwortung und stehe zu den daraus erwachsenden Verpflichtungen. Zuletzt waren die Gespräche durch ein von Namibia abgelehntes Entschädigungsangebot, aber auch durch Beschränkungen infolge der Corona-Krise ins Stocken geraten.
Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich laut Deutschlandfunk die Bundesrepublik Deutschland und Namibia auf ein Rahmenabkommen geeinigt. Ueriuka Tjikuua von der namibischen Delegation teilte der Deutschen Presse-Agentur nach Abschluss der jüngsten Gesprächsrunde am Sonnabend in Berlin mit, ein entsprechender Verhandlungsbericht werde nun den jeweiligen Regierungen und Gremien vorgelegt. Das soll schon im Laufe der kommenden Woche geschehen. Vertreter der Volksgruppen der Herero und der Nama verlangen die offizielle Entschuldigung für während der Kolonialzeit begangene Verbrechen sowie auch finanzielle Wiedergutmachungen.
Laut Deutschlandfunk ist die Bundesregierung nun bereit, die Tötung Zehntausender Menschen in der früheren Kolonie "Deutsch-Südwestafrika" aus heutiger Sicht als Völkermord anzuerkennen. Geplant sei zudem, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einem Festakt im namibischen Parlament offiziell um Entschuldigung bitten wird. Ruprecht Polenz (CDU), der Verhandlungsführer der deutschen Seite, wollte das weder bestätigen noch dementieren, ebenso wie der namibische Unterhändler Tjikuua:
"Wir haben seit einiger Zeit mit der namibischen Seite Vertraulichkeit vereinbart und werden uns daran halten."
Der Deutschlandfunk will über Informationen aus dem Auswärtigen Amt verfügen, wonach die Höhe der Wiedergutmachung noch nicht vereinbart worden sei. Die Reparationszahlungen sollen die sozialen Folgen des Völkermords abmildern.
(dpa/rt)
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