Prof. Dr. Jochen Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Essener Uniklinik, forderte im Videopodcast "Die Chefvisite" von der Politik einen Stufenplan, um mit Impfverweigerern umzugehen. Werner sprach in diesem Zusammenhang von "erheblichem Unruhepotenzial".
"Gut, wenn sich jemand nicht impfen möchte, das ist absolut anzuerkennen. Das ist eben seine Entscheidung, aber es bedeutet im Umkehrschluss: Das, das, das fällt weg."
Markus Müller, Vorstand der VIACTIV Krankenkasse, sprach zudem von Kommunikationsfehlern, die in der Vergangenheit gemacht wurden. Konkret nannte er die Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Span, dass auch Ungeimpfte in Urlaub fahren können.
Werner sprach sich nicht per se für Verbote aus, aber er forderte den Ethikrat auf, verbindliche Entscheidungen zu treffen.
"Wenn der deutsche Ethikrat jetzt entscheidet: Es macht keinen Unterschied, die können auch im Zweifel genauso das und das machen, dann ist es so."
Er warnte aber davor, die Entscheidung zu vertagen, bis der Bundestagswahlkampf in seine heiße Phase eintritt: "Es wird ausgesessen, dann wird der Druck so groß, und dann ist wieder die Politik getrieben und wird eine Entscheidung herbeiführen." Bis zum Spätsommer habe man jetzt genug Zeit, sich "Aktionen" zu überlegen, um auch junge Menschen zum Impfen zu bewegen.
Albert Ritter, Präsident der Europäischen Schausteller-Union und des Deutschen Schaustellerbundes, warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft mit einem solchen Regelwerk, wenn Großeltern zum Beispiel nicht gemeinsam mit ihren Enkeln den Jahrmarkt besuchen dürfen. Er spricht sich dafür aus, das Impfangebot zu erweitern, "speziell auch an soziale Gruppen, die vielleicht nicht richtig oder falsch aufgeklärt worden sind."
Auch früher äußerte sich Werner über Maßnahmen bei der Pandemiebekämpfung. So schlug er bereits vor, Eintrittskarten zum DFB-Pokal-Finale an doppelt Geimpfte zu vergeben.
Als die Notärztin Carola Holzner Schauspieler von #allesdichtmachen einlud, eine Schicht auf einer Station im Essener Uniklinikum zu arbeiten, lehnte Werner dies kategorisch ab: "Wer bis heute nicht begriffen hat, was in Krankenhäusern geleistet wird, der begreift es auch in einer Schicht nicht."
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