Wie aus einer Anfrage der Linksfraktion an das Bundesinnenministerium hervorgeht, hat das schrittweise Anheben des Renteneintrittsalters auf 67 Jahren dazu geführt, dass ein wachsender Anteil ihre Rente nicht mehr erlebt. Im Jahr 2019 haben 17 Prozent aller Verstorbenen ihr 67. Lebensjahr nicht mehr erlebt, 14,4 Prozent der Verstorbenen erlebten ihr 65. Lebensjahr nicht mehr. Zuvor hatte die Neue Osnabrücker Zeitung darüber berichtet.
Da die Staatsfinanzen lockdownbedingt mehr als angeschlagen sind, schlugen mehrere Wirtschaftsinstitute im April vor, das Rentenalter auf 69 Jahre zu erhöhen. Doch wenn man dies durchsetzen würde, erreichten noch mehr Menschen das Renteneintrittsalter nicht: Im Jahr 2019 starben 19,8 Prozent der Verstorbenen vor dem Alter von 69 Jahren. Sabine Zimmermann, Sozialexpertin der Linken, erklärte der Neue Osnabrücker Zeitung:
"Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Je höher das Rentenalter, desto weniger Menschen können jemals in den Genuss ihrer Rente kommen."
Menschen mit geringerem Einkommen hätten oft eine kürzere Lebenserwartung, daher bedeute eine Erhöhung des Rentenalters "eine Verteilung von unten nach oben". Wie die Vorsitzende des Senioren-Ausschusses im Deutschen Bundestag erklärte, brauche Deutschland keine weitere Erhöhung des Rentenalters, sondern die Rückkehr zur Rente mit 65. Zimmermann erläuterte weiter, dass man "die Hälfte der Wahrheit" verschweige, wenn man ein höheres Rentenalter mit der steigenden Lebenserwartung begründe, denn die erwartete Zahl gesunder Lebensjahre stagniere:
"Viele Menschen erreichen das Rentenalter nicht bei guter Gesundheit. Für sie ist jede Erhöhung des Rentenalters eine Rentenkürzung, weil sie gezwungenermaßen mit Abschlägen früher in Rente gehen müssen."
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