Nachdem er seine zweite Schutzimpfung mit dem BioNTech/Pfizer-Impfstoff erhalten hatte, ist ein 18-jähriger Schüler aus der Region Heilbronn an einer Herzmuskelentzündung erkrankt. Wie die Zeitung Heilbronner Stimme berichtet, musste der junge Mann im Klinikum Ludwigsburg auf der Intensivstation behandelt werden, wurde inzwischen aber wieder entlassen. Im Entlassungsbericht des 18-Jährigen ist die Rede von einem "zeitlichen Zusammenhang" zur Impfung. Das Klinikum Ludwigsburg führt zudem sieben ähnliche Fälle im Bericht auf.
Nach AstraZeneca steht nun auch der BioNTech/Pfizer-Impfstoff im Verdacht, schwere Nebenwirkungen zu verursachen. Durch Medienberichte aus Israel wurde bekannt, dass der Impfstoff im Verdacht steht, schwere Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) auslösen zu können. Das israelische Gesundheitsministerium untersucht derzeit mindestens 62 Fälle von Herzmuskelentzündungen, die nach Verabreichung des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs auftraten. Betroffen waren vor allem junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren. Eine 22-jährige Frau und ein 35-jähriger Mann waren aufgrund der aufgetretenen Herzmuskelentzündung verstorben.
Bekannt wurden die Fälle durch einen unveröffentlichten Bericht des israelischen Gesundheitsministeriums, in dem Bedenken zu den Nebenwirkungen des BioNTech/Pfizer-Vakzins geäußert wurden, da es in mehreren Dutzend Fällen zu Herzmuskelentzündungen nach der Impfung gekommen sei. Die Bedenken stammen aus einem Zwischenbericht, der den Leitern des Ministeriums und dem Pharmakonzern Pfizer vorlagen und vom Ministerium unter Verschluss gehalten werden sollte. Israelische Medien waren jedoch an die Unterlagen gelangt und veröffentlichten Auszüge des Dokuments. Unter anderem berichteten Channel 12 und The Jerusalem Post darüber. Im Bericht des Ministeriums heißt es, dass ein Zusammenhang zwischen der Herzmuskelerkrankung und der Impfung "wahrscheinlich" sei. Dies müsse jedoch noch durch weitere Untersuchungen bestätigt werden.
Der Pharmakonzern Pfizer, der Einsicht in den Bericht hatte, erklärte, dass bis jetzt noch keine Häufung von Myokarditis-Fällen nach den Impfungen festzustellen war. Die mögliche Ursache dafür findet sich jedoch in der Studie:
"Ein möglicher Grund für das bisherige Fehlen ähnlicher Befunde in anderen Ländern könnte mit der niedrigen Impfrate bei jungen Menschen zusammenhängen, da die Mehrzahl der Fälle bei Männern unter 30 Jahren auftrat."
Vor allem unter 30-Jährige waren von den Myokarditis-Fällen betroffen, und zwar einer ersten Einschätzung zufolge häufiger als Ungeimpfte. Dem Bericht zufolge lag das Risiko von jungen Männern, nach der Impfung einer Herzmuskelentzündung zu erliegen, bei 1:20.000. In Israel wurde bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung vollständig gegen COVID-19 geimpft, dabei kam vor allem der BioNTech/Pfizer-Impfstoff zum Einsatz. Neben der älteren Bevölkerungsgruppe wurden auch viele Jüngere und sogar Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren geimpft.
Das in Deutschland für die Sicherheit der Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gibt an, "ausgehend von den Meldungen aus Israel" das Auftreten von Myokarditis nach COVID-19-Impfungen untersuchen zu wollen, und zwar nicht nur für das BioNTech/Pfizer-Vakzin, sondern für alle Impfstoffe. Einem Sicherheitsbericht des PEI vom 4. März ist zu entnehmen, dass dem Institut schon vor den Berichten aus Israel Herzmuskelentzündungen nach der Impfung mit dem BioNTech/Pfizer-Vakzin gemeldet worden waren. Der Bericht umfasste Verdachtsfälle von Nebenwirkungen bis zum 26. Februar. Demnach sollen dem PEI sieben Verdachtsfälle von Myokarditis gemeldet worden sein, die Betroffenen waren zwischen 23 und 89 Jahre alt. Die Herzmuskelentzündungen sollen wenige Stunden bis Tage nach der Impfung aufgetreten sein.
Im Februar hatte das PEI angekündigt, die Verdachtsfälle weiter untersuchen zu wollen. Seitdem hat es aber keine weiteren Informationen dazu veröffentlicht – in den folgenden Sicherheitsberichten fehlten sogar die Hinweise auf Herzmuskelentzündungen als mögliche Nebenwirkungen. Wie viele Verdachtsfälle auf Myokarditis dem Institut bis heute gemeldet wurden, teilte das PEI auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland nicht mit. Laut Pressestelle des PEI wolle man bei neuen Erkenntnissen über Herzmuskelentzündungen als Nebenwirkungen des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs "zeitnah" informieren.
Der US-Pharmakonzern Pfizer dementierte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters einen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und den aufgetretenen Herzmuskelentzündungen. Es gebe zum gegenwärtigen Zeitpunkt "keinen Beweis dafür, dass in Verbindung mit dem BioNTech/Pfizer-Impfstoff ein Risiko von Myokarditis besteht". Eine Verbindung zwischen Erkrankung und Impfstoff zu bestimmen sei zudem schwierig, weil Myokarditis oft ohne Komplikationen ablaufe und durch eine Vielzahl von Viren verursacht werden könne. Auch sei eine ähnliche Anzahl von Fällen in den vergangenen Jahren gemeldet worden.
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