Bundesaußenminister Heiko Maas stattet Afghanistan nur zwei Tage vor dem offiziellen Beginn des NATO-Truppenabzuges aus dem zentralasiatischen Land einen Besuch ab. Nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Kabul sagte der SPD-Politiker, Deutschland werde auch nach dem geplanten Abzug der internationalen Soldaten "ein verlässlicher Partner an der Seite der Menschen in Afghanistan" bleiben.
Der Militäreinsatz ende zwar bald, auf allen anderen Ebenen werde das Engagement aber fortgesetzt. Maas ergänzte:
"Eine gute und sichere Perspektive für die Afghaninnen und Afghanen zu schaffen, ist in unserem europäischen Interesse. Einen Rückfall in alte Zeiten wollen wir unbedingt verhindern."
Zugleich würdigte der Bundesaußenminister den fast 20-jährigen Einsatz der Bundeswehr in dem asiatischen Krisenland. So sagte Maas am Donnerstag in Kabul:
"Hier ist vieles erreicht worden. Und das hat auch etwas damit zu tun, dass die deutsche Bundeswehr dafür gesorgt hat, dass es hier mehr Sicherheit gibt."
Und dafür wolle er den Soldatinnen und Soldaten seinen Dank aussprechen, betonte der 54-jährige SPD-Politiker.
Als Erfolge der letzten 20 Jahre nannte Maas die Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung, den Bau von Schulen für Mädchen und die Verbesserung der Frauenrechte insgesamt. Was in den vergangenen 20 Jahren auch dank der internationalen Truppen aufgebaut worden sei, habe das Land "weit vorangebracht". Maas sagte:
"Deshalb ist das nicht umsonst gewesen."
Auch die aufständischen Taliban könnten kein Interesse daran haben, das Land wieder im Chaos versinken zu lassen. "Es gibt, glaube ich, auch bei den Taliban ein Interesse, dafür zu sorgen, dass dieses Land eine gute Zukunft hat." Mit einer Zunahme der Anschläge auf NATO-Truppen während des Abzuges in den kommenden Wochen rechnet Maas nicht unbedingt. "Wir sind auf alles vorbereitet", betonte er. Es gebe aber "hoffnungsvolle Signale", dass die befürchtete Zunahme von Gewalt gegen ausländische Soldaten nicht zur Realität werde.
Die NATO hatte vor zwei Wochen entschieden, nach fast 20 Jahren die rund 10.000 noch in Afghanistan verbliebenen Soldaten nach Hause zu holen. Zuvor hatten sich die USA als größter Truppensteller darauf festgelegt, bis zum 11. September das Land zu verlassen. Inzwischen ist eine Verkürzung der Abzugsphase bis zum 4. Juli im Gespräch, dem Nationalfeiertag der USA.
Als offizieller Starttermin des Abzuges gilt der 1. Mai. Die Vorbereitungen auf den einzelnen Stützpunkten laufen aber bereits auf Hochtouren – auch bei der Bundeswehr. Deutschland stellt nach den USA das zweitgrößte Kontingent der NATO-Truppe. Von den 1.100 deutschen Soldaten sind etwa 100 in Kabul und rund 1.000 nahe der nordafghanischen Metropole Masar-e Scharif stationiert. Das dortige Camp Marmal ist der größte Bundeswehrstützpunkt außerhalb Deutschlands.
Mehr zum Thema - Das wirft Fragen auf: US-Militär zieht aus Afghanistan ab, aber Spezialeinheiten bleiben?
(dpa/rt)