In der CSU regt sich Unmut über den grünen Kurs des Parteivorsitzenden Markus Söder und dessen anhaltende Kritik am Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Der Chef der CSU-Mittelstandsunion und Landtagsabgeordnete Franz Pschierer sagte dem Münchner Merkur am Mittwoch, er halte es für falsch, den Grünen "den roten Teppich auszurollen". Das erhöhe nur den Preis bei möglichen Koalitionsverhandlungen.
"Diese Strategie verstehe, wer will. Ich verstehe sie jedenfalls nicht", sagte Pschierer. Die CSU dürfe "nicht grüner werden als die Grünen". Zu den jüngsten Sticheleien Söders gegen Laschet und dessen Wirtschaftsexperten Friedrich Merz sagte Pschierer: "Ich kann dieses Nachtreten gegen Armin Laschet nicht verstehen. Das hilft nur den Grünen." Er sei überzeugt davon, dass "Armin Laschet und Friedrich Merz im Team gerade bürgerliche Wähler, die unentschlossen sind, motivieren können".
"Der natürliche Partner der Union war und ist die FDP. Mit den Grünen kann man bestenfalls Vergangenheit verwalten, aber nicht Zukunft gestalten", sagte Pschierer. Auf das Umfragehoch der Grünen angesprochen, antwortete der CSU-Politiker:
"Frau Baerbock ist für mich lediglich die hübsche Verpackung. Wer dagegen die 134 Seiten des Wahlprogramms der Grünen liest, entdeckt darin eine reine Verbots- und Genderpartei."
Pschierer ist Mitglied des Bayerischen Landtags und war bis zum November 2018 Wirtschaftsminister in Söders Kabinett in Bayern. Sein Verhältnis zu Söder gilt seitdem als belastet.
Söder: Laschet ist Helmut Kohl 2.0, Baerbock "frisch" und "modern"
Am Freitag sagte der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef in einem beachtenswerten Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass er, falls das Wahlergebnis es ermögliche, für eine Koalition der Union mit den Grünen sei. "Natürlich wäre die FDP der leichtere Partner. Aber die Grünen sind der spannendere", gab er zu bedenken. "Es reicht nicht, Umwelt nur als Deko zu verstehen. Sie ist zentral", hob er weiter hervor.
Dabei verwies Söder auf seine "progressive" Politik in Bayern. "Ich habe ja auch meiner CSU einiges zugemutet mit Klima- und Artenschutz, Frauenquote und Hightech-Agenda, mit KI und Raumfahrt." In Laschet sieht Söder dagegen einen Vertreter der "alten Union". Ihm hingegen sei klar gewesen, dass es einen Aufbruch brauche. Dann kritisierte er Laschet mit deutlichen Worten: "Ich glaube nicht, dass es klug ist, nach den progressiven Merkel-Jahren eine Politik 'Helmut Kohl 2.0' aus der Vergangenheit zu machen." Die "Begründung der Kandidatur" Laschets habe ihn nicht überzeugt.
Zur Grünen-Kandidatin Baerbock sagte der CSU-Chef, sie habe zwar keine Regierungserfahrung, "aber sie hat ihre Lebenserfahrung, und das Modell einer jungen Kandidatin hat in Finnland, Dänemark und Neuseeland viele Anhänger gefunden". Er, Söder, nehme Baerbocks "frische und moderne Kandidatur sehr ernst".
CDU-Chef Laschet geht hingegen auf deutliche Distanz zu den Grünen. Inhaltlich habe die Partei "wenig zu bieten", sagte er in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Das werde die Union "im Wahlkampf offenlegen". Der wichtigste Unterschied zwischen ihm und der grünen Kanzlerkandidatin Baerbock sei: "Sie redet, ich handle."
Der CDU-Vorsitzende verwies in diesem Zusammenhang auf die Arbeit der von ihm geführten nordrhein-westfälischen Landesregierung. Sowohl die rot-grüne Vorgängerregierung in Nordrhein-Westfalen als auch die grün geführte Regierung in Baden-Württemberg hätten eine schlechtere Klimabilanz. Bei den Grünen klinge "viel nach PR".
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