Thüringen: Untersuchungsausschuss des Landtags zu organisierter Kriminalität

Um die Gründe für die Einstellung eines Ermittlungsverfahrens vor fast 20 Jahren herauszufinden, hat der Thüringer Landtag einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Der MDR berichtet über das Treiben einer Mafia-Organisation in Erfurt, gegen die ermittelt werden sollte.

Zwei TV-Beiträge des MDR und ein Podcast zu diesen Beiträgen berichten über die Tätigkeit der italienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta rund um Erfurt. Der erste war in der Sendereihe exakt im Jahr 2015 gesendet worden. Autor Ludwig Kendiza blieb am Thema dran und erarbeitete eine weitere Dokumentation, die im Februar 2021 in der ARD lief.

Nicht zuletzt aufgrund der journalistischen Beiträge hat der Landtag von Thüringen am 15. April 2021 einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Untersuchen soll er die Gründe für die Einstellung eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Gera. Dort war 2000 ein Ermittlungsverfahren aufgenommen worden, das nach zwei Jahren jedoch beendet wurde. Der Autor hat dazu auch das Landeskriminalamt und das Bundeskriminalamt befragt.

Den Untersuchungsausschuss eingesetzt haben zwölf Abgeordnete von der Linken und je drei von der SPD und Bündnis 90/Die Grünen. In der Parlamentsdokumentation ist der Vorgang unter der Nummer 07/2903 einzusehen.

Kendiza berichtet in dem Podcast von seinen Recherchen. Die 'Ndrangheta ist eine kalabrische Organisation, die es seit dem 19. Jahrhundert gibt. Heute gilt sie als drittgrößte Mafiaorganisation. Seit den 80er-Jahren handelt sie mit Drogen, später auch mit Waffen. Interpol und Europol schätzen ihren Jahresumsatz auf 50 bis 60 Milliarden Euro.

Seit den 90er-Jahren soll sie in Thüringen aktiv sein, u.a. mit italienischen Restaurants. Ermittler in Italien benutzen den Begriff "Erfurter Gruppe" der 'Ndrangheta.

Mehr zum Thema - Behördenbericht: Italienische Mafia bereitet sich auf Abschöpfung von EU-Wiederaufbaufonds vor