Seit Montag gibt es in Hessen verpflichtende Corona-Tests für Schüler und Lehrer im Präsenzunterricht. Die Schulen in Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis hatten einiges an Ressourcen aufgewendet, um die strengen Anforderungen zu erfüllen. Christoph Degen, schulpolitischer Sprecher der SPD im Hessischen Landtag, betonte auf Nachfrage des Hanauer Anzeigers einmal:
"Die Tests sind nur dann sinnvoll, wenn sie verpflichtend sind."
Corona-Testpflicht an Schulen: Ministerium droht mit "Kindesentzug"
In einem Schreiben des hessischen Kultusministeriums entsteht der Eindruck, dass das Staatliche Schulamt eingeschaltet wird, wenn Eltern ihre Kinder nicht auf Corona testen lassen wollen. Konkret heißt es in einem Brief an die Schulleiterinnen und Schulleiter des Main-Kinzig-Kreises, der der Frankfurter Rundschau vorliegt:
"Kommen die Erziehungsberechtigten den ihnen hier obliegenden Pflichten nicht nach oder verweigern sie diese, sind sie darauf hinzuweisen, dass in diesem Fall das Jugendamt zwecks Inobhutnahme des Kindes bzw. der/des Jugendlichen verständigt werden muss."
In den einleitenden Absätzen des Textes werden die aktuelle Rechtslage und das einzuleitende Verfahren für den Fall erklärt, dass ein Test verweigert wird oder die Einverständniserklärung der Eltern fehlt. Unterzeichnet wurde der Brief von der Leiterin eines Staatlichen Schulamtes in Hanau.
Corona-Testpflicht in Hanau: Brief des Schulamtes schafft Verwirrung
Der Main-Kinzig-Kreis distanziert sich von der zweifelhaften Formulierung in dem Schreiben des Hanauer Schulamtes. Kreissprecher John K. Mewes sagte, dass eine Androhung, das Jugendamt bei Testpflichtverweigerung einzuschalten, mit den Jugendämtern des Kreises und der Stadt Hanau nicht abgesprochen gewesen sei. Ein derart stringentes Vorgehen entspreche auch nicht der Überzeugung der Verantwortlichen des Main-Kinzig-Kreises.
So sollen die Eltern lieber von der Notwendigkeit der Tests überzeugt statt dazu gezwungen werden. Nach Informationen der Frankfurter Rundschau sind mittlerweile auch mehrere Beschwerden im Staatlichen Schulamt in Hanau eingegangen. Die Leiterin des Amtes bedauere die "skurrile Formulierung". Sie stamme nicht von ihr selbst, sondern aus dem Kultusministerium, räumt Sprecher Philipp Bender ein.
Es handelte sich um eine Antwort des Ministeriums darauf, wie Schulen reagieren sollen, wenn Eltern sich über Stunden weigern, ungetestete Kinder abzuholen, um "die Beschulung zu erzwingen". Da ein Anruf bei der Polizei laut Ministerium der falsche Weg sei, habe man für diesen "Härtefall" das Jugendamt empfohlen.
Verunsicherung in Hanau: Seit den Osterferien gilt eine Testpflicht an Schulen in Hessen
An den Schulen in Hessen gilt seit Ende der Osterferien am 19. April die Corona-Testpflicht. Schüler und Lehrer müssen demnach zweimal pro Woche nachweisen, dass sie sich nicht mit dem Coronavirus infiziert haben. Kultusminister Alexander Lorz von der CDU hat festgelegt, dass Schüler und Lehrer für den Testnachweis sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden müssen: dem "Bürgertest" außerhalb der Schule oder dem Selbsttest, der den Schulen vom Land zur Verfügung gestellt wird und in der jeweiligen Einrichtung stattfindet.
Alle Schüler, die keinen Test vorweisen können oder diesen nicht in der Schule durchführen, werden nach Angaben des Landes gezwungen, zu Hause im Distanzunterricht zu lernen. Schüler können durch ihre Eltern schriftlich von der Teilnahme am Unterricht an der Schule abgemeldet werden. Volljährige Schüler können diesen Schritt auch selbst vornehmen.
Mehr zum Thema - Eltern und Psychologen kritisieren Testpflicht an Berliner Schulen