An den Schulen in Berlin gilt eine Pflicht zur Durchführung von Corona-Schnelltests vor Ort. Zweimal pro Woche müssen sich alle Schülerinnen und Schüler selbst testen. Ist das Ergebnis positiv, dürfen sie nicht am Unterricht teilnehmen. Diese Regelung gilt ab dem 19. April 2021.
Gegen diese Testpflicht richtet sich die Kritik von Elternvertretungen. In einem Brief wandte sich der Bezirkselternausschuss an die Senatorin Sandra Scheeres (SPD). Vertretungen aus allen Berliner Bezirken schlossen sich der Forderung an, den Schulen beim Testen mehr Handlungsfreiheit einzuräumen.
Nicht die Pflicht wird abgelehnt, sondern die Verpflichtung, die Tests direkt in der Schule durchzuführen. Die Eltern könnten sich verpflichten, ihre Kinder zu Hause zu testen. Der Mitautor des Briefes, Norman Heise, sagte der Berliner Zeitung: "Ich traue den Schulen zu, auf demokratischem Wege zu einer für sie passenden Entscheidung zu finden. Aus uns vorliegenden Rückmeldungen haben Schulen sehr eindeutige Entscheidungen getroffen. Der Testort Schule wird darin abgelehnt und die Eltern sollen weiterhin zu Hause testen."
Zuvor hatte der Verband der Berliner Schulpsychologen vor dem Testen in der Schule gewarnt. Es sei nicht geklärt, wie mit einem positiv getesteten Kind umzugehen ist. Es würde sich "einer enormen Scham ausgesetzt fühlen". Auch sei zu erwarten, dass viele Tests falsch positive Ergebnisse geben. Die Psychologen beriefen sich auf Zahlen des Robert Koch-Institutes, nach denen 4,3 Prozent der Schnelltests dieses falsche Resultat liefern. Bei 450.000 Schülern in Berlin wären das knapp 20.000 "falsch" Erkrankte. Also müssten in jeder Testrunde 20.000 Familien unnötig in Quarantäne geschickt werden.
Das Konzept für die Tests an Schulen hatten in der vorigen Woche bereits der Berliner Kinderschutzbund und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft als "nicht durchdacht" bezeichnet.
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