Verdi ruft an Amazon-Standorten zu viertägigem Streik vor Ostern auf

Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten an sechs Amazon-Standorten in Deutschland ab Sonntagabend zu einem viertägigen Streik aufgerufen, um den US-amerikanischen E-Commerce-Konzern zur Anerkennung von Tarifverträgen zu zwingen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten des Versandhändlers Amazon an sechs Standorten zu einem viertägigen Streik vor Ostern aufgerufen. Die Aktionen an den Amazon-Standorten in Rheinberg, Werne, Koblenz, Leipzig und an zwei Standorten in Bad Hersfeld seien ein "inoffizieller Auftakt" für die in den nächsten Wochen anstehenden Tarifverhandlungen im Einzel- und Versandhandel, so Verdi.

"Amazon verdient an der Coronavirus-Krise kräftig mit. Schon deshalb muss die Lohnflucht dort gestoppt werden", sagte Verdi-Vertreter Orhan Akman. Durch die Schließung weiter Teile des stationären Einzelhandels in der Corona-Krise sei das Bestellaufkommen bei Amazon durch die Decke gegangen. "Ausbaden mussten das die Kolleginnen und Kollegen. Durch die permanente Arbeitshetze und Leistungskontrolle ist die Einhaltung von Abständen und anderen Maßnahmen gegen Ansteckungen oft kaum möglich." Amazon verweigere sich bisher, einen verbindlichen Tarifvertrag zum Schutz der Beschäftigten abzuschließen.

Verdi fordert für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel eine Lohnerhöhung um 4,5 Prozent. "Das muss auch bei Amazon noch in diesem Jahr möglich sein", sagte Akman.

Keine Auswirkungen auf Geschäft befürchtet

Amazon befindet sich seit Langem mit den Gewerkschaften in Deutschland in einem Kampf um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen für die Logistikmitarbeiter, die seit 2013 häufig streiken. Deutschland ist nach den Vereinigten Staaten der größte Absatzmarkt für Amazon.

Amazon dementiert die Darstellungen von Verdi. Das Unternehmen sagt, dass es ausgezeichnete Löhne und Leistungen biete. Auch in den USA liegen jedoch Gewerkschaften mit dem Online-Riesen im Clinch: So endet an diesem Montag die Frist für eine Abstimmung über eine Arbeitnehmervertretung für ein Logistiklager im US-Bundesstaat Alabama. Es wäre der erste US-Standort von Amazon mit einer Arbeitnehmervertretung in der über 26-jährigen Konzerngeschichte.

Auch die Streikaufrufe scheint der Konzern jedoch gelassen hinzunehmen. In einem Statement hieß es, dass während vergangener Streikaufrufe über 90 Prozent der Mitarbeiter in den Logistikzentren wie gewohnt weitergearbeitet hätten.

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