Die überfällige Modernisierung der Luftabwehr einschließlich neuer Fähigkeiten zur Drohnenabwehr wird so wohl noch Jahre dauern. Nach den Corona-Konjunkturpaketen fehlt das Geld für neue Waffen. Das ergibt sich aus einem "fachlichen Vorschlag zur bodengebundenen Luftverteidigung", den das Bundesverteidigungsministerium am Dienstag veröffentlichte.
Durch den Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan bemerkten Militärstrategen voriges Jahr, dass Kampfdrohnen eine tragende Rolle spielten. Die deutschen Streitkräfte verfügen nach der Auflösung der Heeresflugabwehr nur noch über das Ozelot-System. Dieses soll Bodentruppen vor tieffliegenden Jagdbombern und Kampfhubschraubern schützen. Das ältere Patriot dient der Bekämpfung von Flugzeugen, Raketen und Marschflugkörpern und hat eine deutlich größere Reichweite als Ozelot.
Nachdem die Flugabwehrpanzer Gepard vollständig verkauft oder verschrottet wurden, steht nach einem internen Schreiben des Verteidigungsministeriums das veraltete, qualitativ und quantitativ unzureichende System Ozelot zur Verfügung. Ein weiterer wichtiger Posten: Störsender, die jedoch ebenfalls als "nicht ausreichend" qualifiziert werden. In dem Papier heißt es, die Beschaffung einer Flugabwehr für den Nahbereich sei "zwingend erforderlich und schnellstmöglich anzugehen". Dieses Vorhaben sei von höchster Priorität.
Alexander Müller, Obmann der FDP im Verteidigungsausschuss, sagte der FAZ:
"Die Bundesregierung hat viel zu spät auf die Bedrohung durch Drohnen reagiert und eine ganze Generation von Technologieentwicklungen verschlafen."
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) erklärte, dass die Planung für ein deutsches Taktisches Luftverteidigungssystem (TLVS) derzeit fraglich sei – vor allem wegen des nicht im Haushalt gedeckten Finanzbedarfs von 13 Milliarden Euro.
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