Auch die beschauliche, in Baden-Württemberg gelegene Stadt Esslingen wird vom neuartigen Coronavirus heimgesucht. Am Montag begann ein entsprechender Artikel in der Esslinger Zeitung nur mit einer Zahl: Einhunderacht. Die 7-Tage-Inzidenz hatte demzufolge im Kreis Esslingen die auf der Bund-Länder-Konferenz erst neu gesetzte Marke von 100 sogenannten "Neuinfektionen" pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten.
Nun droht die Rücknahme der von Bund und Ländern zuletzt gestatteten Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Wenige Tage zuvor herrschte bereits Unruhe am Esslinger Georgii-Gymnasium. Fünf Ansteckungsfälle wurden in den beiden Abschlussklassen registriert – zwei davon, heißt es, seien auf die "britische Mutation" zurückzuführen. Kurz vor dem Abitur hieß es daher für etliche weitere Schüler der betroffenen Abschlussklassen, von nun an zuhause zu fürs Leben zu lernen. Das Gymnasium ist seitdem "weitgehend verwaist".
Dann die neue Hiobsbotschaft für den ebenfalls im Kreis Esslingen gelegenen Ort Nellingen. Ein Kind der evangelischen Olga-Kindertagesstätte wurde demzufolge positiv auf die nun gefürchtete und noch "viel gefährlichere" britische Virusvariante B117 getestet. Symptome hatte das Kind nicht, womit es jedoch nicht mehr als gesund gilt, sondern lediglich als asymptomatisch.
"Weil bei einem Kind in Nellingen die viel gefährlichere Mutante B117 diagnostiziert wurde, ist der gesamte Kindergarten-Bereich der kirchlichen Einrichtung auf Anweisung des Gesundheitsamtes am Donnerstag vergangener Woche geschlossen worden."
Anschließend hieß es für die Kinder und Eltern von 40 Familien – samt der Familien von zehn Betreuerinnen "insgesamt rund 250 Personen" – den Gang in die Quarantäne anzutreten.
Auslösendes Moment war der Vater des Kindergartenkindes. Dieser war zuvor positiv auf die britische Mutante getestet worden. Die Quarantäne aller derjenigen Hausstände, die mit dem "infizierten Kind" eventuell Kontakt gehabt haben könnten, wurde seither vom städtischen Ortungsamt kontrolliert, berichtete die Stuttgarter Zeitung.
"Das städtische Ordnungsamt ist angehalten, so will es das Gesetz, deren Einhaltung täglich zu kontrollieren. Was, wie Ostfilderns OB Christof Bolay bestätigt, tatsächlich passiert."
Der nun an die Öffentlichkeit gelangte Vorgang liegt nun schon einige Zeit zurück. Ab Mittwoch können Eltern ihren Nachwuchs wieder in die Kita bringen – Voraussetzung ist allerdings ein negativer PCR-Test, um eine "Infektion" auszuschließen. Ein Schnelltest reicht offensichtlich nicht aus, um eine von den Kindern ausgehende Gefahr für die Gemeinschaft auszuschließen.
"Das Gesundheitsamt habe die Vorlage eines PCR-Tests 'dringend empfohlen'. Dem sei man aus Gründen des Gesundheitsschutzes als Träger auch gefolgt."
In Sachen Schnelltests sei man nach Informationen von Bürgermeister Bolay an zwei Bedingungen dafür gebunden. Zum einen müssten diese von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden. Zum anderen sei bei deren Durchführung ein Ganzkörper-Vollschutz vonnöten.
"Wenn das eingehalten werden kann, sträuben wir uns als Stadt nicht gegen andere Lösungen."
Zuvor hatten Eltern dem bisherigen Prozedere wenig Positives abgewinnen können und beispielsweise "dezentrale Testzentren" gefordert. Die bisherige Praxis sei "zu umständlich und zeitaufwendig".
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