Compliance-Verfahren: BILD-Chefredakteur Reichelt von seinen Funktionen freigestellt

Bislang gibt es noch keine konkreten Beweise für die Vorwürfe gegen den Bild-Chefredakteur Julian Reichelt. Dennoch wird er auf eigenen Wunsch für die Dauer des sogenannten Compiliance-Verfahrens freigestellt. Das geht aus einer aktuellen Mitteilung der Axel Springer SE hervor. Bei den Vorwürfen geht es um angeblichen Machtmissbrauch, Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen bei weiblichen Mitarbeitern und Mobbing.

Bild-Chefredakteur Julian Reichelt ist inmitten eines laufenden Compliance-Verfahrens befristet freigestellt worden. Der Medienkonzern Axel Springer teilte am Samstag in einer Stellungnahme mit:

"Um eine ungestörte Aufklärung sicherzustellen und die Arbeit der Redaktion nicht weiter zu belasten, hat er [Julian Reichelt] den Vorstand darum gebeten, bis zur Klärung der Vorwürfe befristet von seinen Funktionen freigestellt zu werden. Die Freistellung ist inzwischen erfolgt."

Weiter hieß es in der Mitteilung, Reichelt, der Vorsitzender der Bild-Chefredaktionen und Sprecher der Bild-Geschäftsführung ist, weise die Vorwürfe zurück.

Vor Tagen war das Compliance-Verfahren gegen den Chefredakteur bekanntgeworden. Eine solche Untersuchung in einer Firma zielt darauf ab zu prüfen, ob das Verhalten regelkonform war und die Richtlinien einer Firma eingehalten worden sind. Der Medienkonzern betonte: 

"Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Daher wird das Unternehmen derzeit keine weiteren Angaben zum Verfahren und zum Gegenstand der Vorwürfe machen."

Bei dem Compliance-Verfahren handele es sich nach übereinstimmenden Medienberichten um mehrere Fälle, die zum Teil Jahre zurückliegen sollen. Demnach soll es dabei um möglichen Machtmissbrauch, Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen und Mobbing gehen. 

Die Compliance-Abteilung des Konzerns hat die renommierte Londoner Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer mit der Aufklärung des Sachverhalts betraut. 

Bisher gibt es laut Konzern keine Beweise für ein Fehlverhalten des Chef-Redakteurs: 

"Auf Basis von Gerüchten Vorverurteilungen vorzunehmen, ist in der Unternehmenskultur von Axel Springer undenkbar."

Der Medienjournalist Stefan Niggemeier veröffentlichte auf Twitter den Screenshot einer internen Slack-Nachricht Reichelts an seine Redaktion. Darin schreibt der 40-Jährige:

"Bild und die Menschen bei Bild sind mein Leben. Ich habe immer alles getan, dass es Bild, dass es uns gut geht und das tue ich auch heute, auch wenn es mir unendlich schwerfällt."

Gleichzeitig bestritt Reichelt die Vorwürfe gegen ihn:

"Die Vorwürfe sind falsch. Ich werde mich gegen die wehren, die mich vernichten wollen, weil ihnen Bild und alles wofür wir stehen, nicht gefällt."

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