Seit geraumer Zeit genießt das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr (KSK) alles andere als einen guten Ruf. Immer neue Skandale erschüttern die bundesdeutsche Elitetruppe. Im vergangenen Jahr war bei einem Soldaten dieses Spezial-Kommandos in Sachsen ein Waffenversteck gefunden worden. Dem Brigadegeneral des Heeres und zugleich Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte Markus Kreitmayr wird angelastet, dass von März bis Mai des vergangenen Jahres seine Soldaten die widerrechtlich gehortete oder womöglich auch gestohlene Munition anonym wieder zurückgeben konnten, ohne dass es weitere Konsequenzen gab.
477 neue Verdachtsfälle von Rechtsextremismus zählt der Militärische Abschirmdienst (MAD) für das vergangene Jahr in der gesamten Truppe. Demzufolge bleiben Verdächtige oft längere Zeit unentdeckt. Nun soll das Kontrollsystem dafür weiter ausgebaut werden.
Die Skandale und das ramponierte Image schlagen sich jetzt offensichtlich auch psychisch auf die Mitglieder der militärischen Elitetruppe nieder. So sei das KSK nach zahlreich eingegangen Krankmeldungen nur bedingt einsatzfähig, meldet das Nachrichtenmagazin Focus.
Demzufolge seien fast ein Drittel aller Kommandosoldaten derzeit in Behandlung. Von den aktuell nicht dienstfähigen Elitesoldaten leide ein Großteil unter Symptomen von "Moral Injury", das ist ein aus der angelsächsischen Militärmedizin stammender Fachbegriff.
Vom gesamten Verband befänden sich laut dpa 100 Soldaten im Krankenstand. Die Anzahl sei "besorgniserregend hoch". Ein Sprecher des Heeres erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur:
"Rund 100 der zirka 1.600 Angehörigen des Verbandes bekommen zur Zeit Unterstützung. Diese reicht vom Gespräch mit dem Standortpfarrer bis zur klinischen Behandlung."
Unter der psychischen Störung sei demzufolge die Verletzung eines Menschen zu verstehen, die sich nicht auf einer körperlichen Ebene abspielt, sondern die sich auf der moralischen Ebene abspiele und das Seelenleben beeinträchtige. Die erkrankten Soldaten büßen ihren moralischen Kompass ein.
Grund für das zunehmende psychische Unbehagen in den Reihen der Elitetruppe seien demzufolge offenbar die eingeleiteten Ermittlungen gegen KSK-Soldaten aufgrund mutmaßlicher rechtsgerichteter Umtriebe. Dies habe dem Ruf der Truppe in der Öffentlichkeit erheblichen Schaden zugefügt, was sich wiederum negativ auf das seelische Befinden der Elitesoldaten auswirke. Die Soldaten fühlten sich in Sippenhaft genommen – für die Verfehlungen Einzelner.
"Hier spielen Ängste um die Auflösung des Standortes und Anfeindungen aus dem zivilen und privatem Umfeld eine Rolle", erklärte der Heeressprecher zu den Hintergründen.
Aus Gründen der "operativen Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland" werde man sich aber nicht weiter über Zahlen und Details äußern.
"Jeder erkrankte Kamerad, jede erkrankte Kameradin bekommt professionelle Hilfe. Die aktuelle Diskussion um das Kommando Spezialkräfte wirkt sich natürlich auf das innere Gefüge des Verbandes aus."
25 Jahre nach der Aufstellung des KSK würden zudem Angehörige der Spezialeinheit um das eigene Lebenswerk fürchten.
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