Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte es nicht leicht vor den Mitgliedern der Mittelstandsvereinigung. Immer wieder stellte er mit weiteren Lockdowns die Geduld seiner Zuhörer auf eine harte Probe. Bei Lockerungen bestehe die Gefahr, dass mit steigenden Infektionszahlen bereits in vier bis sechs Wochen wieder eine Rücknahme der Maßnahmen nötig sei. Der Bundesminister sagte:
"Wir würden es uns allen nicht verzeihen, aber Sie auch Ihrer Regierung nicht, wenn wir jetzt zu schnell lockerten und auf einmal in vier oder sechs Wochen wieder vor ganz anderen Fragen stünden."
Auch er habe das Bedürfnis, einen Plan für Schritte zu mehr Normalität zu entwickeln. Aber wir schafften nur eine schwierige Balance, räumte Spahn ein. Lockerungen könnten nur Schritt für Schritt passieren, allein die Öffnung von Schulen und Kitas führe zu Millionen Bewegungen jeden Tag. Zugleich zeigte sich der Minister optimistisch. Spahn zur Stuttgarter Zeitung:
"Wir haben den Weg raus aus der Pandemie begonnen."
Dies könne das letzte Frühjahr in der Corona-Pandemie sein. Möglicherweise habe man im April das Schlimmste hinter sich. Gerade beim Testen gebe es mit Schnell- und Selbsttests große Fortschritte, die auch konkrete Situationen im Alltag absichern könnten – Gastronomie- und Kinobesuche genauso wie Familientreffen. Auch das Impfen mache einen Unterschied, so gehe die Zahl der Krankenhausaufenthalte von Über-80-Jährigen deutlich zurück.
Der FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki sieht die Verzögerung für den Handel sehr skeptisch. Er setzt auf Lockerungen im Einzelhandel. Die Bundesregierung habe bisher erklärt, dass FFP2-Masken vor einer Infektion ausreichend schützten. Also müssten sie auch in Geschäften des Einzelhandels schützen. Der Vizepräsident des Bundestages sagte:
"Deshalb gibt es keine logische Begründung mehr dafür, große Teile des Einzelhandels immer noch weiter im Lockdown zu belassen."
Die Schließung sei bei Gebrauch der Masken weder geeignet noch erforderlich, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.
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