Hamburger Polizei jagt Jugendlichen durch den Park – er hatte seine Freunde umarmt

Im Hamburger Jenischpark kam es am Montag zu einem fragwürdigen Polizeieinsatz, bei dem ein Jugendlicher mit einem über die Grünfläche rasenden Streifenwagen verfolgt wurde. Sein Vergehen: Der 17-Jährige hatte seine Freunde umarmt und gegen die Corona-Regeln verstoßen.

Immer wieder treffen sich trotz staatlich verordneter Kontaktbeschränkungen Jugendliche im Hamburger Jenischpark zum Feiern. Am Montag kam es deshalb zu einem Polizeieinsatz, der Fragen zur Verhältnismäßigkeit aufwirft, denn wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln wurde ein Jugendlicher in einem riskanten Einsatz mit einem Streifenwagen verfolgt.

Am frühen Abend fiel den im Park patrouillierenden Polizisten ein 17-Jähriger auf, der wohl seine Freunde umarmte, abklatschte und keine Maske trug. Wegen dieser mutmaßlichen Verstöße gegen die Corona-Regeln wollten die Polizisten dann den Jugendlichen überprüfen. Während des Gesprächs mit den Beamten ergriff der Jugendliche jedoch die Flucht und löste damit eine Verfolgungsjagd aus, die von einigen Passanten mit ihren Smartphones aufgezeichnet wurde.

Auf den Videos, die im Internet hohe Wellen schlagen, ist zu erkennen, wie die Polizisten in einem Streifenwagen den 17-Jährigen mit Blaulicht und Sirene hinterherfahren. Dabei rasten sie auch über Grünflächen und Bodenwellen. Das Heck des Fahrzeugs brach aus und verfehlte nur knapp zwei rennende Polizisten. Der Wagen fuhr bei seiner wilden Verfolgungsjagd auch durch eine Kuhle und wurde am Unterboden beschädigt.

In einer Stellungnahme der Polizei Hamburg heißt es dazu, dass man den Jugendlichen verfolgte, weil seine Flucht "nach polizeilicher Erfahrung den Verdacht nahelegte, dass er etwas zu verbergen hatte". Doch auch bei der Polizei Hamburg entstehe der "Eindruck, dass eine Gefahr für außenstehende Personen bestanden haben könnte":

"Der Einsatz wird mit dem Fahrer und den eingesetzten Beamten nachbereitet. Auch gegen den Jugendlichen ist ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden."

Auch Holger Vehren, der Pressesprecher der Polizei Hamburg, erklärte gegenüber der Hamburger Morgenpost, dass dem Fahrer Konsequenzen drohen, wenn eine Gefährdungssituation nicht ausgeschlossen werden könne:

"Das muss bewertet werden, aber das machen wir nicht innerhalb von fünf Minuten."

In den sozialen Medien sorgte nicht nur der Einsatz, sondern auch die Stellungnahme der Polizei für Empörung. Ein Twitter-Nutzer schrieb:

"Schon mal gehört, dass GEFAHRENABWEHR vor Strafverfolgung geht? Hier wurde sogar eine akute Gefahr verursacht, um eine OWi zu verfolgen. Das zu rechtfertigen macht es mE. noch schlimmer."

Ein anderer Nutzer schrieb:

"Für solche Menschenjagden gibt es keine Entschuldigung."

Ein weiterer Twitterer merkte ironisch an, dass er kein Problem erkennen könne:

"Ich weiß nicht, wo das Problem hier ist. Der Flüchtige hat mehrfach Leute umarmt, das reicht doch locker aus, um das Überfahren mit einem Dienstfahrzeug zu rechtfertigen."

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