Wegen "dritter Corona-Welle": Intensivmediziner fordern Lockdown-Verlängerung bis April

Wenige Tage vor den nächsten Bund-Länder-Gesprächen zur Corona-Krise fordern Intensivmediziner, den Lockdown bis April zu verlängern. Grund ist die ansteckendere Virusvariante, weshalb ein starker Anstieg bei der Anzahl der COVID-19-Patienten mit schwerem Verlauf drohen soll.

Für den 3. März ist die weitere Beratung der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel geplant. Dabei soll über das künftige Vorgehen in dem seit Monaten anhaltenden Lockdown entschieden werden. Bereits am Freitag wurde seitens des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn die Hoffnung auf schnelle und umfassende Lockerungen der Corona-Beschränkungen gedämpft. Trotz langer Wochen im Lockdown, erster Impferfolge bei den Alten und neuer Testmöglichkeiten empfiehlt er "größtmögliche Umsicht und Vorsicht", sagte der CDU-Politiker.

Laut Spahn müsse zunächst etwa beobachtet werden, ob "die Öffnungen von Schulen und Kitas die Ansteckungszahlen nach oben treiben oder nicht". Auch der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder schlug in die gleiche Kerbe. Er warnte vor "unüberlegten Experimenten" und "Öffnungshektik". Die weitere Corona-Strategie von Bund und Ländern müsse auch einen Sicherheitspuffer für die ansteckenderen Virusvarianten beinhalten.

Während unter anderem der Handel und die Gastronomie Lockerungen der Maßnahmen forderten, kam seitens der Intensivmediziner die Forderung nach Lockdown-Verlängerung bis Anfang April. Erst nach dem 1. April sollten langsame Öffnungen folgen.

Drei Wochen mehr Disziplin seien entscheidend, um durch Impfungen eine schwer bis nicht mehr kontrollierbare dritte Welle zu vermeiden, sagte Gernot Marx, Präsident der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) am Donnerstag. Nach einem neuen Prognosemodell der DIVI könnte ein Öffnen am 7. März die Zahlen schwer kranker Corona-Patienten in Kliniken exorbitant in die Höhe treiben, hieß es. 

Der bisherige Höchststand lag im Januar bei etwa 6.000 Corona-Patienten auf Intensivstationen. Im Moment werden 2.898 Intensivpatienten mit COVID-19 auf den Stationen in Deutschland behandelt. Das entspreche etwa dem Höhepunkt der ersten Welle im Frühjahr 2020 und sei beherrschbar, wird der Mediziner in einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zitiert.

Falls ab dem 7. März Lockerungen des Lockdowns erfolgen sollten, werde "eine dritte Infektionswelle kaum bis überhaupt nicht beherrschbar sein", hieß es weiter bei der Pressekonferenz.

Nach DIVI-Berechnungen sind entscheidende Faktoren für die Auslastung der Intensivstationen verantwortlich, unter anderem die Ausbreitung der ansteckenderen Corona-Variante B.1.1.7 und das Tempo beim Impfen der Menschen über 35 Jahre. Nach einem neuen DIVI-Prognosemodell, das mit verschiedenen Szenarien rechnet, könnte ein Öffnen im März die Zahlen schwer kranker Corona-Patienten in Kliniken im schlimmsten Fall exorbitant in die Höhe treiben, hieß es weiter.

Die DIVI-Mediziner rieten dazu, Öffnungsstrategien in einem Strategiewechsel am R-Wert auszurichten. Bisher ist dafür eher die 7-Tage-Inzidenz im Blick, die Corona-Befunde pro 100.000 Einwohner in einer Woche abbildet. Der R-Wert zeigt, wie viele weitere Menschen ein positiv auf Corona Getesteter im Durchschnitt ansteckt. Er dürfe nicht über 1,2 steigen, mahnte die Mediziner-Vereinigung. Durch die ansteckendere Variante wird befürchtet, dass der R-Wert schwerer unter 1 gedrückt werden kann. "Erst wenn er längere Zeit unter 1 liegt, flaut das Infektionsgeschehen ab."

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(rt/dpa)