"Schnelltest-Offensive" nun doch vorerst auf Eis – Merkel stoppt Spahns Vorhaben

Am kommenden Montag sollte die großangelegte Offensive mit den sogenannten Schnelltests starten. Innerhalb von rund 30 Minuten sollen sie zeigen, ob jemand positiv oder negativ auf das Coronavirus ist. Doch nun liegt der Plan vorläufig auf Eis.

Der Weg aus dem Corona-Lockdown soll demnach auf zwei Säulen stehen: mehr Impfungen und mehr Tests mit einfacher Handhabung. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, dass "ab 1. März alle Bürger kostenlos von geschultem Personal mit Antigen-Schnelltests getestet werden können". Kommunen könnten etwa Testzentren, Apotheken oder Arztpraxen mit solchen Angeboten beauftragen. Bald sollten dann auch "Laien-Selbsttests" folgen.

Doch nun kassiert Bundeskanzlerin Angela Merkel das Vorhaben. Die großangelegte Offensive mit kostenlosen Schnell-Checks für alle soll später starten, als bereits angekündigt. Demnach könnte sie erst nach dem 8. März anlaufen. Einige Fragen sollen noch offen sein. Nach der Sitzung des sogenannten Corona-Kabinetts am Montagnachmittag sagte Regierungssprecher Steffen Seibert, dass darüber erst bei den Bund-Länder-Beratungen am 3. März gesprochen werden soll.

Der Grund für die Verschiebung sollen zu viele offene Fragen sein. Laut einem Bericht der ARD habe Gesundheitsminister Spahn bei dem Treffen auf mehrere Nachfragen der Kanzlerin keine ausreichenden Antworten gehabt. Dabei ging es um Kapazitäten und Genehmigungen. Der Gesundheitsminister soll jedoch bei der Sitzung versichert haben, dass genug Schnelltests zur Verfügung stünden. Für Deutschland sind demnach bis zu 800 Millionen Stück für dieses Jahr gesichert. Laut ARD sei aber zudem nicht endgültig klar, wie genau die Schnelltests in den Ländern organisiert werden sollen. Zudem muss offenbar noch die Frage geklärt werden, wie viele Tests pro Person kostenlos sein sollen bzw. wie häufig sich die Bürger einem Schnell-Check unterziehen können.

Kritik an der Verschiebung des Vorhabens äußerte inzwischen etwa FDP-Chef Christian Lindner. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb der Politiker: 

"Testen, Testen, Testen ist ein Baustein für mehr Freiheit. Die Enttäuschung beim Impfstart darf sich nicht wiederholen. Wieso funktioniert in Österreich schon in der Praxis, was bei uns verschoben wird?"

Die Antigen-Schnelltests werden bereits in Pflegeheimen und Kliniken genutzt. Nun sollen sie auch verstärkt in Schulen und Kitas zum Einsatz kommen. Als großer Vorteil bei diesen Checks wird angeführt, dass sie das Ergebnis positiv oder negativ schon in 15 bis 30 Minuten bieten sollen. Dafür wird ein Nasen- oder Rachenabstrich genommen, was aber nicht ganz einfach und vielen auch nicht so angenehm ist. Die Auswertung läuft dann ähnlich wie bei Schwangerschaftstests, wie das Gesundheitsministerium jüngst erläuterte. Die Probe kommt auf einen Teststreifen, der mit einer Verfärbung reagiert. Extra zum Auswerten ins Labor muss die Probe nicht geschickt werden. 

Doch es gibt auch Kritik. Diese Antigentests gelten demnach als nicht so exakt wie sonst genutzte PCR-Tests. Laut Robert Koch-Institut (RKI) muss ein positives Ergebnis deswegen per PCR-Test bestätigt werden. Zudem gebe es auch falsch negative Befunde, womit eine SARS-CoV-2-Infektion unentdeckt bleiben könnte. Beim RKI heißt es, die Aussagekraft von Antigentests bei jenen, die noch keine Symptome einer Ansteckung haben, sei begrenzt:

"Ein negatives Ergebnis im Antigentest schließt eine Infektion nicht aus."

Auf den Markt könnten auch bald die frei zu kaufenden Selbst-Schnelltests kommen, die man ohne Schulung zu Hause machen kann. Die Rede ist oft etwa von Spuck- und Gurgeltests. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa liegen im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte rund 30 Anträge auf eine Sonderzulassung vor. Bis Anfang März könnten demnach erste genehmigt werden. Sie sollen laut Bericht dann quasi überall zu haben sein – in Apotheken, aber auch in Supermärkten und online.

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