Doch keine Lockerungen im März? – Lauterbach: Dritte Corona-Welle "lässt sich nicht mehr aufhalten"

Informationen der Bild-Zeitung widersprechen einem Öffnungsplan, den eine Arbeitsgruppe um Kanzleramtschef Helge Braun erarbeiten sollte. Er hält selbst derzeit "keine Öffnungen" für möglich. Karl Lauterbach spricht sich gegen Lockerungen aus, denn die dritte Welle laufe bereits.

Gestern kamen Informationen aus der CDU-Präsidiumsberatung an die Öffentlichkeit, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Plan zur schrittweisen Öffnung mit drei Paketen befürworte. Eine Arbeitsgruppe um Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) solle bis zur kommenden Bund-Länder-Beratung am 3. März einen entsprechenden Vorschlag erarbeiten. Heute mehren sich die Stimmen, die einem solchen Plan widersprechen.

Die Bild-Zeitung veröffentlichte die Information, dass Braun selbst derzeit "keine Öffnungen" für möglich halte. Somit rücken etwaige Öffnungspläne oder ein "Vier-Stufen-Plan" in die Ferne.

Die Bundesregierung entspricht damit den Warnungen des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin Prof. Dr. Christian Karagiannidis. Dieser erklärte gegenüber der Rheinischen Post, dass Lockerungen im März verfrüht seien. Berechnungen würden zeigen, dass die Corona-Impfungen nicht schnell genug verliefen, um eine dritte Corona-Welle zu verhindern, wenn vor April eine Rückkehr zu einem Lockdown light käme. Bund und Länder müssten nun aufpassen, "das Spiel in der Verlängerung nicht zu verlieren".

Deutlich sprach sich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach im Interview mit der Passauer Neuen Presse gegen zügige Lockerungen aus. Der Lockdown müsse beibehalten werden, denn die dritte Infektionswelle "hat angefangen und lässt sich auch nicht mehr aufhalten".

"Der Lockdown wirkt nicht stark genug gegen die Virus-Mutationen, und zwar B 1.1.7. und die südafrikanische. Inzwischen ist der Anteil der mutierten Varianten an den Neuinfektionen so hoch, dass aus dem Lockdown heraus die nächste Welle beginnt."

Lauterbach bekundete zwar, dass er dafür sei, Schulen und Kitas wieder zu öffnen, "aber unter der Voraussetzung, dass die Antigen-Tests für die Kinder zweimal pro Woche vorbereitet sind". Er rechne mit "einer Vielzahl von Ausbrüchen in den Schulen und Kitas in nächster Zeit". Daher reichten Masken und regelmäßiges Lüften nicht mehr aus. Sondern die Schüler müssten sich mindestens zweimal die Woche testen lassen – in den Schulen und, wenn möglich, auch zu Hause. Lauterbach ist sich sicher: "Ausbrüche der Krankheit in Schulen" lassen sich "mit der Kombination aus Wechsel-Unterricht und Testen […] um mindestens 75 Prozent senken".

Generell sei es ihm zufolge "korrekt", Öffnungspläne zu diskutieren. Aber in der dritten Welle werden sich die Öffnungsschritte "nach hinten verschieben". Er verwirft die Äußerungen von Experten, die er "gar nicht kenne", die gesagt hatten, "dass die Gefährdung aus saisonalen Gründen" abnehme: "Das wird alles nicht geschehen. Das Problem wird sich nicht durch das bessere Wetter lösen". Die britische Variante des Corona-Virus B 1.1.7 werde sich auf jeden Fall durchsetzen.

Gefragt danach, ob der Inzidenzwert von 35 als Orientierung für Lockerungen noch sinnvoll sei, antwortet Lauterbach:

"Natürlich. Das gilt allein schon, weil der vorherige maßgebliche Wert von 50 noch ausgerichtet war auf den Ursprungstyp des Virus mit seinen Infektions- und Sterblichkeitsziffern. Der Wert von 35 ist dagegen ausgerichtet auf die Mutation B 1.1.7. mit ihrer größeren Gefährlichkeit. Wenn man bei 50 geblieben wäre, hätte man der erheblich höheren Sterberate nicht Rechnung getragen."

Als Ausweg aus der dritten Welle empfiehlt Lauterbach eine Ausweitung der Impfungen. Die Priorisierungsgruppen 1 bis 3 sollten "für alle unter 65-Jährigen in diesen Gruppen" geöffnet werden. Es sollte mit "maximaler Geschwindigkeit" geimpft werden – "und zwar vor allem mit dem AstraZeneca-Impfstoff". "Das wäre das Beste".

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