Anlass der Kritik sind Anklagen, die Anfang Februar gegen einen 100-jährigen ehemaligen Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen und gegen eine 95-jährige ehemalige Sekretärin des KZ Stutthof erhoben worden waren. Sie seien Teil des Räderwerks der Deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager gewesen, sagte der Vizepräsident des Komitees Christoph Heubner den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Anklagen wurden von den Staatsanwaltschaften Neuruppin in Brandenburg und Itzehoe in Schleswig-Holstein erhoben.
Dass die Täter erst jetzt zur Verantwortung gezogen werden, sei "ein Versagen und ein Versäumnis der deutschen Justiz, das sich über Jahrzehnte erstreckt hat", so Heubner. Er fügte hinzu:
Zu wissen, dass die Täter aus den Lagern zumeist unbehelligt und ungefährdet ihr Leben leben konnten, ohne für ihre Untaten Rechenschaft vor einem deutschen Gericht ablegen zu müssen, hat die Überlebenden ihr ganzes Leben belastet.
"Für die Überlebenden wirkt es fast bizarr, dass diese Prozesse in einer Zeit stattfinden, in der neue Nazis schon wieder zu Hass aufrufen und das verherrlichen, was in den Lagern geschehen ist", sagte Heubner. Den Betroffenen gehe es nicht um Rache, sondern um Gerechtigkeit – und die habe kein Verfallsdatum, erklärte er weiter. Deshalb seien diese Prozesse noch immer wichtig, obwohl die Täter und die überlebenden Opfer mittlerweile ein hohes Alter erreicht haben.
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